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Die Baumtrotte als Zeitzeugin

Bis zur Erfin­dung der Räder­joch­presse wurden Trauben durch schwere Baum­t­rot­ten gepresst – so auch in der Berg­trotte. Erfah­ren Sie, wie eine Baum­t­rotte funk­tio­niert und wie es damals her und zu ging, als noch drei Pressen in der Berg­trotte standen.

Die Baum­t­rotte von Siblin­gen – in Oster­fin­gen

Die Baum­t­rotte wurde 1730 erbaut, stand ursprüng­lich in Siblin­gen und seit 1986 in Oster­fin­gen. Sie ist eine Leih­gabe des Museum zu Aller­hei­li­gen in Schaff­hau­sen.

  1. 1985

    Erste Anstren­gun­gen und finan­zi­elle Sorgen

    Stoll, Walter (8. Mai 1985).
    Eine Baumtrotte für die Bergtrotte Osterfingen?. Klettgauer Nachrichten.

    Am 8. Mai 1985 war in den Klett­gauer Nach­rich­ten unter dem Titel «Eine Baum­t­rotte für die Berg­trotte Oster­fin­gen?» von den Bestre­bun­gen des dama­li­gen Vize­prä­si­den­ten der Rebbau­ge­nos­sen­schaft Oster­fin­gen, Jakob Stoll, zu lesen. Er berich­tete, dass Stadt­forst­meis­ter Rolf Fehr, dem auch der Weinbau der Stadt Schaff­hau­sen unter­stellt ist, bereit wäre, sich einzu­set­zen, damit die Stadt eine Baum­t­rotte über­lässt. Damals lag eine Baum­t­rotte in einer der kleinen Trotten ober­halb von Buch­tha­len. Die Stadt Schaff­hau­sen würde diese gerne aufstel­len und sei auch even­tu­ell bereit, sie zu diesem Zweck weiter­zu­ge­ben, aller­dings nur unter der Bedin­gung, dass die Baum­t­rotte unter Dach zu stehen kommt. Da die Baum­t­rotte gross sei – etwa 11 Meter lang –, wäre das im Wein­bau­mu­seum Hallau nicht möglich gewesen, dort fehlte der nötige Platz. Diese Baum­t­rotte stand ursprüng­lich einmal in Siblin­gen und wurde 1730 erbaut.

    Aller­dings wurde an dieser Gene­ral­ver­samm­lung auch von der Reno­va­tion der WC-Anlagen in der Berg­trotte berich­tet – welche die Finan­zen belas­te­ten. Die Versamm­lung beschloss aber auf Antrag von Gemein­de­prä­si­dent Karl Deuber, dem Vorstand den Auftrag zu geben, die Ange­le­gen­heit weiter­zu­ver­fol­gen und wenn möglich wieder eine Baum­t­rotte in der Berg­trotte aufzu­stel­len. Die Oster­fin­ger Rebbau­ern hofften, dass dadurch die Berg­trotte noch attrak­ti­ver wird, was sich auch wieder bei der Vermie­tung auswir­ken dürfte. Die Finan­zen sollten somit nicht entschei­dend sein.

  2. 1986

    Restau­ra­tion und Enthül­lung

    Joos, Walter (10. Oktober 1986).
    Finale in der Bergtrotte Osterfingen. Schaffhauser Nachrichten.

    Im Winter 1985/1986 wurde die Siblin­ger Baum­t­rotte von Schaff­hau­sen nach Oster­fin­gen trans­por­tiert. Diese ist eine Leih­gabe des Museums zu Aller­hei­li­gen in Schaff­hau­sen. Sämt­li­che Teile wurden gerei­nigt und neu imprä­gniert. Unter der Leitung von Jakob Stoll wurde der Trot­ten­baum dann im Sommer Stück für Stück wieder zusam­men­ge­setzt. Insge­samt 500 Fron­ar­beits­stun­den waren nötig!

    Im Rahmen des Trot­ten­fest wurde die Baum­t­rotte am 11. Oktober 1986 einge­weiht – es gab Trot­ten­suppe und das Fest wurde musi­ka­lisch beglei­tet. So spielte am Samstag die Bauern­ka­pelle Marbach, abends wurde mit dem Orches­ter Amigos die zahl­rei­chen Gäste unter­hal­ten und es wurde getanzt.

    Aufnahme der Baumtrotte im Jahr 2009 zwecks der Sicherstellungsdokumentation © Gemeinde Wilchingen
  3. 2015

    Der neue Stand­ort

    Kübler, Theo (9. Mai 2015).
    Touristikverein inspiziert die Bergtrotte. Schaffhauser Nachrichten.

    Schaffhauser Nachrichten (15. Juli 2015).
    Überdachter Ehrenplatz für die Osterfinger Baumtrotte. Schaffhauser Nachrichten.

    Anfangs stand die Baum­t­rotte in der Berg­trotte. 2015 erhielt diese, im Rahmen der Sanie­rung und des Neubaus, dann einen neuen Ehren­platz im Aussen­be­reich: Sie bildet ein verbin­den­des Gestal­tungs­ele­ment zum Inneren der Berg­trotte und ist für Gäste und Wande­rer frei sicht­bar. Der Abbau und die Neuplat­zie­rung wurden durch das kanto­nale Amt für Denk­mal­pflege beglei­tet.

    Die Baumtrotte schmückt den «Trottenhof» des Restaurants Bergtrotte. © Fabian Müller

    Während der Planungs­phase löste die Absicht, die aus Baum­t­rotte ausser­halb des Gebäu­des aufzu­stel­len, heftige Diskus­sio­nen aus. Wer sich heute der Trotte nähert, dürfte beim Anblick der neuen Beton­be­hau­sung für diese Baum­presse östlich der alten Trotte sofort von allen Ängsten befreit sein, dass ihr je einmal etwas zustos­sen könnte. Sie ist jetzt ein Gestal­tungs­ele­ment im Bereich der Garten­wirt­schaft.


Bestand­teile

Die Erstel­lung einer Baum­t­rotte erfor­derte einiges an hand­werk­li­chem Geschick. Beson­ders beein­dru­ckend ist die Tatsa­che, dass die Pressen jeweils mehrere Tonnen wiegen – und zu Zeiten erbaut wurden, wo die maschi­nelle Unter­stüt­zung gering war.

Schilling, Klaus (2023).
Baumtrotten: Kulturerbe und Jahrhundertzeugen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Zürich: AS Verlag.

  1. Trott­bett
  2. Rinne (Ausguss­loch)
  3. Wydez­einä (Korb zum Filtern von Beeren­haut­res­ten und Stiel­tei­len)
  4. Trot­ten­stande (Bottich zum Auffan­gen des Saftes)
  5. Hinter­stand und Vorder­stand
  6. Nagel
  7. Trott­baum
  8. Esel (loser Balken verhin­dert das weitere Absen­ken des Baumes)
  9. Twär­holz (Balken mit Mutter­ge­winde für die Spindel)
  10. Spindel
  11. Trott­stein
  12. Schie­ben (Holz­klötze)
Illustration © Tabea Vonhoff

Funk­ti­ons­weise

Für den Betrieb einer Presse benö­tigt es – schon allein durch die Grösse bedingt – viele Perso­nen. Damals wurde jeweils einer der Männer zum Trott­meis­ter gewählt. Seine wich­tigste Aufgabe bestand im korrek­ten Abmes­sen des Zehn­ten­weins für den Eigen­tü­mer der Trotte. Der Trott­meis­ter wurde sogar verei­digt und verdiente einen Batzen dazu.

Wipf, Hans-Ulrich (9. September 1978).
Trotten: Alte Zeugen der Vergangenheit. Schaffhauser Nachrichten.

Die Einrich­tung und Betrieb von Trotten hat der Schleit­hei­mer Lehrer und Heimat­for­scher Anton Plet­scher in einer 1908 erschie­ne­nen Arbeit über frühere Sitten und Gebräu­che in seinem Dorfe sehr anschau­lich beschrie­ben.

Eine Baum­t­rotte alter Zeit war ein gewal­ti­ges Balk­werk. Sie bestand aus vier Ecksäu­len aus Eichen­holz, welche bis nahe an die Decke reich­ten. Sie waren unter­ein­an­der durch ein Kreuz- und Quer­ge­bälk verbun­den. Auf diesem Gebälk lag das von Bret­tern einge­fasste Trott­bett. In halber Manns­höhe über demsel­ben befand sich der aus zwei gezim­mer­ten Eichen­stäm­men bestehende Trott­baum. Einer­seits war er mit zwei starken Pfosten so verbun­den und verkeilt, dass er sich auf- und abwärts bewegen liess. Auf der anderen Seite lag er auf dem Quer­bal­ken des vordem Säulen­paa­res, dem soge­nann­ten Esel. Der Trott­baum endigte in einer Gabel, deren Enden durch einen Quer­bal­ken verbun­den waren. In den Schrau­ben­gän­gen dieses Balkens bewegte sich der dritte, wich­tige Teil der Trotte, die Spindel mit ihrem Stein­ge­wicht.

Anton Pletscher, Schleitheim (1827-1916)

Arbeits­schritte

Heut­zu­tage sind Baum­t­rot­ten museale Objekte und sind nicht mehr in ihrer eigent­li­chen Funk­tion zu sehen. Werfen wir einen Blick in den aufwen­di­gen Betrieb dieser mäch­ti­gen Presse.

Wipf, Hans-Ulrich (9. September 1978).
Trotten: Alte Zeugen der Vergangenheit. Schaffhauser Nachrichten.

Sauter, Marion (2020).
Baudokumentation: Trotte Schaffhausen SH, 14./15. Jh. Freilichtmuseum Ballenberg.

Schilling, Klaus (2023).
Baumtrotten: Kulturerbe und Jahrhundertzeugen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Zürich: AS Verlag.

Illus­tra­tion: Tabea Vonhoff

Das Trau­ben­trast wird in das Trott­bett (1) gegeben. Dieses wird mit Bret­tern gedeckt. Zahl­rei­che Perso­nen sind invol­viert, denn einige Arbei­ten sind sehr arbeits­in­ten­siv und benö­ti­gen Kraft.

Darauf werden soge­nannte Schie­ben (12) geschich­tet, bis sie den Trott­baum (7) errei­chen. Dies sind klei­nere und grös­sere Holz­klötze. Zwecks Komfort waren diese jeweils mit Trage­grif­fen ausge­stat­tet. Diese Schich­tung wird auch als Berg bezeich­net.

Auf eine vom Trott­knecht komman­dierte Drehung der Spindel (10) hebt sich der Trott­baum (7) ein wenig, sodass der Esel (8) entfernt werden kann.

Nun wird der Druck durch eine Drehung nach rechts an der Spindel (10) aufge­baut. Diese führt stabil im Twär­holz (9), einem Balken mit Mutter­ge­winde. Die Drehung wird fort­ge­setzt, bis sich der Schra­gen mit dem Trott­stein (11) hebt. Diese letzte Drehung benö­tigt beson­ders viel Kraft. Der Druck wird so auf das Trau­ben­trast gelegt und der Saft fliesst langsam durch die Rinne (2) in eine Trot­ten­stande (4) ab. In dieser pres­sen­den Lage lässt man den Trott­baum und die Spindel ruhen.

Sobald kein Saft mehr abfliesst, wird die Spindel (10) nach links gedreht, sodass der Trott­baum (7) in die Höhe geht und der Druck aufge­ho­ben wird. Der Esel (8) wird zwecks Siche­rung des Trott­baums wieder einge­legt. Die Ladung wird zur Seite gelegt, also die Schie­ben (12) und die auf dem Trau­ben­trast befin­den­den Bretter. Das Trau­ben­trast wird «gehauen»: Dabei werden die Ränder mit einem Breit­beil beschnit­ten und die abge­schnit­te­nen Stücke wieder mittig aufge­schüt­tet. Die Pres­sung wird ein- bis zweimal durch­ge­führt, bis das Trast trocken ist.


Die drei Baum­t­rot­ten

Wo heute Hoch­zei­ten und Firmen­feste für bis 500 Perso­nen gefei­ert werden, standen früher einmal drei Baum­t­rot­ten.

Stoll, Walter (7. Oktober 1965).
Die Renovation der Bergtrotte Osterfingen. Schaffhauser Nachrichten.

Fischer, Markus (August 2009).
Sicher­stel­lungs­do­ku­men­ta­tion Berg­trotte Oster­fin­gen. Gemeinde Wilchingen.

Von 1584 bis ins 19. Jahr­hun­dert war die Berg­trotte und die Baum­t­rot­ten für die Wein­her­stel­lung in der Region bedeu­tungs­voll. Jahr für Jahr wurden von weither die Trauben mit den Bückis in die Berg­trotte gebracht und mit den insge­samt drei Baum­t­rot­ten verar­bei­tet.

Die Berg­trotte wurde 1584 durch die Stadt Schaff­hau­sen erbaut. Die örtli­chen Rebbau­ern mussten hier ihren Pacht­zins errich­ten und waren gezwun­gen, ihre Trauben zum vorge­ge­be­nen Preis in dieser zur Stadt Schaff­hau­sen gehö­ren­den Trotte pressen zu lassen.

1670 wurde der umge­baute Raum um eine zweite Trotte erwei­tert, 1783 erfolgt eine weitere Raum­ver­grös­se­rung. Erst 1801 wurde der Trott­zwang aufge­ho­ben und die Stadt Schaff­hau­sen verkaufte die Berg­trotte.

In guten Jahren aller­dings war ein fröh­li­cher Betrieb in der Trotte, und in den Arbeits­pau­sen wurde dem Sauser und dem jungen Wein zuge­spro­chen. Nach 1900 verlo­ren die Baum­t­rot­ten und auch die Berg­trotte ihre bishe­rige Bedeu­tung. Die neueren Räder­joch­pres­sen kamen auf. Diese konnten in jedem Keller aufge­stellt werden, dadurch war man nicht mehr an ein grosses Gebäude gebun­den wie bei den grossen Baum­t­rot­ten.

Auf den Plänen von 1936 ist noch eine Baum­t­rotte und eine Feuer­stelle einge­zeich­net. Beide sind heute nicht mehr vorhan­den. In der Lite­ra­tur heisst es, die Trotte sei ins Museum St. Georgen in Stein am Rhein gelangt. Dort befin­det sich jedoch eine 1930 ins Museum gelangte Trotte von Gäch­lin­gen von 1711. Die Feuer­stelle hinge­gen wurde im Museum St. Georgen wieder aufge­baut. Wo sich die Baum­t­rotte von Oster­fin­gen tatsäch­lich befin­det, konnte nicht eruiert werden. Nicht selten wurde das wert­volle Eichen­holz für andere Zwecke verwen­det.

Warum «Trotte»?

Bigler, Niklaus (2. Oktober 2021).
Mundart-Kolumne: Was ist eine Trotte? St. Galler Tagblatt. Online abgerufen am 30.10.2023.

«In der deut­schen Schweiz gibt es nebst Trotte zwei weitere Bezeich­nun­gen für die alte Wein­presse, Trüel, Triel am West­rand (Bern, Wallis) und Torggel im Osten. Beide Ausdrü­cke gehen auf Latei­nisch torcu­lum (Kelter, von torquēre, drehen) zurück, das eine über altfran­zö­sisch truil, das andere über althoch­deutsch torkul.

Auch die Kelter beruht auf einem latei­ni­schen Wort, calca­tura (von calcare, stamp­fen); das erin­nert an die frühere Verar­bei­tung der Trauben mit den Füssen. Wo heute noch oder wieder Wein ange­baut wird, braucht man hydrau­li­sche Pressen, und die heissen einfach Präss, Press. Aber sogar das ist eine Entleh­nung; sie basiert letzt­lich auf spät­la­tei­nisch pres­sōrium.

Als einzi­ges deut­sches Wort in diesem Wein­bau­kon­text erweist sich unsere west­ale­man­ni­sche Trotte, althoch­deutsch trota. Das dazu­ge­hö­rige Verb trotōn (keltern) ist mit treten verwandt; wir werden also wieder an die alten Winzer­me­tho­den erin­nert.»

Zeugen der Vergan­gen­heit

Seit mehre­ren Jahr­hun­der­ten exis­tie­ren Baum­t­rot­ten. Beson­ders für länd­li­che und vom Wein geprägte Land­schaf­ten sind dies wich­tige Zeit­zeu­gen.

Der Ursprung von Baum­t­rot­ten

Schilling, Klaus (2023).
Baumtrotten: Kulturerbe und Jahrhundertzeugen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Zürich: AS Verlag.

Klaus Schil­ling, Autor des Buches «Baum­t­rot­ten», erwähnt sichere Belege aus dem 13. und 14. Jahr­hun­dert für die Exis­tenz von Baum­t­rot­ten. Zu den ältes­ten Nach­wei­sen in der Schweiz gehören die Trotten von Uhwie­sen ZH (1581) und Ossin­gen ZH (1643). Diese beiden Trotten wurden aber beide entfernt; die noch heute bestehen­den sind meist aus dem 17. oder 18. Jahr­hun­dert. Fried­rich Basser­mann-Jordan vermu­tete in seiner zwei­bän­di­gen Geschichte des Wein­baus von 1975, dass bereits die Römer Baum­t­rot­ten verwen­de­ten – Nach­weise oder Bilder sind dazu aller­dings nicht über­lie­fert. Bekannt hinge­gen ist die Darstel­lung «Chris­tus in der Kelter».

Dendro­chro­no­lo­gi­sche Unter­su­chun­gen zeigen aber nicht immer das rich­tige Alter einer Trotte: Nach Brüchen, Abnut­zung einzel­ner Teile, Umzug in andere Gebäu­de­teile oder einer Vergrös­se­rung der Kapa­zi­tät wurden oft einzelne Bestand­teile ersetzt. Oft wurde damals das Holz einer anderen Trotte verwen­det, die nicht mehr gebraucht wurden.

Die Darstellung «Christus in der Kelter» aus dem 12. Jahrhundert.

Die Mäch­ti­gen als Trot­ten­be­sit­zer

Wipf, Hans-Ulrich (9. September 1978).
Trotten: Alte Zeugen der Vergangenheit. Schaffhauser Nachrichten.

Die Einrich­tung und der Unter­halt von Baum­t­rot­ten erfor­der­ten selbst­ver­ständ­lich stets ein recht ansehn­li­ches Quantum an Eichen­holz, das oft aus den obrig­keit­li­chen Wäldern stammte und den Bauwil­li­gen auf ihr Gesuch hin jeweils «in Gnaden verehrt» wurde. Die Rats­pro­to­kolle enthal­ten zahl­rei­che Beispiele derar­ti­ger Holz­ver­ga­bun­gen, die aller­dings mit der Zeit, als die Ansprü­che immer grösser wurden, durch stren­gere Über­prü­fung ganz wesent­lich einge­schränkt werden mussten. Erbauer und Eigen­tü­mer der Trotten waren ursprüng­lich in erster Linie die Klöster und milden Stif­tun­gen, denen sich hier natür­lich auch die beste Möglich­keit bot, Quali­tät und Zehnt­ab­gabe durch einen Trott­meis­ter kontrol­lie­ren zu lassen. Jeder Besit­zer eines Wein­gar­tens konnte nämlich durch Trott­zwang verpflich­tet werden, seine Trauben in der ihm ange­wie­se­nen Trotte abzu­la­den.

Als in Schaff­hau­sen 74 Trotten gezählt wurden

In einer noch erhal­te­nen Fuhr­lohn-Liste aus dem Jahre 1482 werden allein auf dem Stadt­ge­biet von Schaff­hau­sen nicht weniger als 74 Trotten aufge­zählt. Der Brand­ka­tas­ter von 1817 führt noch immer 70 verschie­dene Trotten an, darun­ter beispiels­weise allein 16 im Gebiet Hoch­strasse-Geiss­berg-Spie­gel­gut, 13 am Heerenberg/Rheinhalde, je sechs auf dem Emmers­berg und in den Gruben, fünf im Hohlen­baum und vier im Mühlen­tal.

Der Handel mit Trott­rech­ten

Wipf, Hans-Ulrich (9. September 1978).
Trotten: Alte Zeugen der Vergangenheit. Schaffhauser Nachrichten.

Im Früh­mit­tel­al­ter waren es vor allem Adlige und Klöster, die sich dem Weinbau widme­ten. In späte­ren Jahr­hun­der­ten, als sich mehr und mehr auch Privat­per­so­nen ihre eigenen Trotten bauten, gestal­te­ten sich dann die Eigen­tums­ver­hält­nisse frei­lich um einiges unüber­sicht­li­cher. Denn nun wurde mit Trott­rech­ten gehan­delt. Wobei diese auch geteilt werden konnten, sodass nicht selten halbe Anteile, Drittel-Anteile und Viertel-Anteile die Hand wech­sel­ten. Hielt man einen Drittel-Anteil, so konnte ein Rebbauer jeden dritten Tag die Baum­presse nutzen.

Im Stadt­ar­chiv Schaff­hau­sen wurden die als Quelle für die Besit­zer­ge­schichte von Liegen­schaf­ten höchst bedeut­sa­men Ferti­gungs­bü­cher – insge­samt 112 Bände – mittels detail­lier­ter Karteien erschlos­sen. Hier waren auch die Trott­rechte hinter­legt. Daraus lässt sich anhand der beigefüg­ten Flur­na­men auch die Ausdeh­nung des eins­ti­gen Rebare­als im Stadt­ge­biet recht deut­lich ablesen. Die genaue Loka­li­sie­rung der einzel­nen Bauwerke aller­dings, die zum Teil eigene Namen wie «Schwarz­a­cher Trotte» (Urwerf), «Roten Trotte» (Loch­strasse), «Käse­trotte» (Buch­tha­len) oder «das liebe Tröttli» (Windegg) trugen, dürfte im Nach­hin­ein doch wohl gele­gent­lich auf Schwie­rig­kei­ten stossen.

Trotten in der Schweiz

Das Buch «Baum­t­rot­ten: Kultur­erbe und Jahr­hun­dert­zeu­gen in der Schweiz und im Fürs­ten­tum Liech­ten­stein» doku­men­tiert einzelne Baum­t­rot­ten – so auch die in der Berg­trotte in Oster­fin­gen. Ferner wird auch zu der Entste­hung der Baum­t­rot­ten und deren Funk­ti­ons­weise viel Span­nen­des erläu­tert.

Der Autor und Winzer­meis­ter Klaus Schil­ling fand über 70 Wein­kel­ter. Das 2023 erschie­nene Buch ist die erste Publi­ka­tion, die einen umfas­sen­den Über­blick über die Trotten in der Schweiz gibt. Es gewährt einen span­nen­den Einblick in vergan­gene Tage.

Über 70 Baumtrotten und deren Herkunft und Geschichte sind dokumentiert.