Die ganze Dorfschaft, Alt und Jung, war dabei am Trottenfest, das weit über die Kilbi geht. Dem Besucher von auswärts musste das Herz im Leibe lachen beim Gang durch das herausgeputzte Dorf: vor allen Häusern Kupfergelten voll Blumen, Dahlien und Herbstastern, über dem Türsturz Girlanden von farbigem Laub, die Brunnen kaum mehr zu sehen unter ihrem Blumenschmuck, ja selbst die Miststöcke unter Grün verhüllt. Ein Brunnen gar – gleichsam der Opferaltar – mit all den süssen Früchten des Herbstes! Recht so, junge Bauerngeneration, du verstehst zu werken, du verstehst auch zu danken!
1962, unbekannter Autor, Schaffhauser Nachrichten
Hier wird das Leben seit Generationen gefeiert
Lange war die Bergtrotte ein wichtiger Ort für die Rebbauern, einerseits für die Arbeit, aber auch für den gesellschaftlichen Austausch. Und noch heute ist die Bergtrotte ein Begegnungsort.
Das Trottenfest
Das Trottenfest wird seit 1959 veranstaltet und steht ganz im Sinne des Weins. Die Bergtrotte ist von Beginn an zentraler Bestandteil des Fests.
Schaffhauser Nachrichten (30. Oktober 1962).
Das Osterfinger Trottenfest 1962. Schaffhauser Nachrichten.
Schaffhauser Nachrichten (12. Oktober 1964).
Osterfinger Trottesuppe und Hallauer Beerli. Schaffhauser Nachrichten.
In den umliegenden Weinbaugemeinden wurden ab 1935 regelmässig Herbst- und Trottenfester veranstaltet (je nach Ertrag und Witterung). Ziel war es, den Weinverkauf zu stärken.
1959 wurde erstmals das Trottenfest in Osterfingen durchgeführt. In den Schaffhauser Nachrichten wurde berichtet: «Das erstmals durchgeführte Trottenfest war sowohl am Samstagabend wie am Sonntag recht gut besucht. Die Musikgesellschaft Schwamendingen und die Dorfvereine sorgten für frohe Unterhaltung. Sauser, Herbstschübling, Puurebrot und Chüechli fanden dankbare Abnehmer.»
Schon bald etablierte sich das Trottenfest. Die Rebbaugenossenschaft Osterfingen erhoffte sich dadurch eine Steigerung des Weinabsatzes – gleichzeitig war es aber auch eine willkommene Einnahmequelle für verschiedene Dorfvereine.
Besuchte zu Beginn vorwiegend die Dorfbevölkerung den Anlass, so wurde bereits 1962 von bedeutend mehr «Fremden» aus Schaffhausen, Winterthur und Zürich berichtet. Einerseits wurde jeweils der «junge» Sauser, aber auch der «alte» Wein ausgeschenkt. Und es wurde Bauernbrot, Rostbratwurst, Herbstschüblinge oder die Trottensuppe angeboten.
Die Trottensuppe wurde vom Trottenwirt Georg Stoll (zusammen mit seiner Mutter Hedi) während rund zwei Jahrzehnten erfolgreich ins Trottenfestmenu eingebaut und hatte einen wichtigen Stellenwert. Ein genaues Rezept ist nicht vorhanden – der Erzählung nach war es eine kräftige, saisonale Gemüsesuppe mit Fleischbouillon (Siedfleisch).
Noch heute erfreut sich das Trottenfest einer grossen Beliebtheit und wird Jahr für Jahr durchgeführt.
Erinnerungen von Anna Deuber an die Anfangszeiten des Trottenfest
Deuber, Anna (27. September 2009).
Festschrift 50 Jahre Trottenfest 1959 bis 2009. Rebbaugenossenschaft Osterfingen.
Anna Deuber (1925–2015) engagierte sich in verschiedenen Vereinen, Kirchenstand, Kindergartenkommission und war eine aktive Sängerin im Chor. Zudem war sie viele Jahre Präsidentin des Landfrauenvereins. Unter anderem steuerte sie auch das Rezept für die bekannten «Osterfinger Wiigueteli» bei, welche im Buch «Schaffhauser Landfrauen kochen» erschien.
«Wiiprob»
Zur Förderung des Weinabsatzes rief die Rebbaugenossenschaft Osterfingen 1991 die «Wiiprob» ins Leben, welche alljährlich im Juni stattfand und mit einem attraktiven Rahmenprogramm die Gäste nach Osterfingen lockte.
Zu Beginn lag der Fokus auf der reinen Weinverkostung und der Vorstellung der verschiedenen Winzerinnen und Winzer. Der Anlass fand bereits damals in der Bergtrotte statt. Doch schon bald konnte sich das Rahmenprogramm sehen lassen: So wurden Werke vom bekannten Maler Hans Erni ausgestellt (… Bilder im Wert von einer halben Million schmückten damals die Bergtrotte!), unter dem Titel «Edle Uhren, edle Weine» konnten Besucherinnen und Besucher IWC-Uhren bestaunen oder in einem anderen Jahr auch alte Handwerkskunst wie die Seilerei oder Köhlerei entdecken. Doch auch das lokale Kunsthandwerk wurde gefeiert: mit Ausstellungen der Werke von Jakob Ritzmann oder C. C. Rahm.
Es gelang der Rebbaugenossenschaft, Jahr für Jahr ein spannendes Programm auf die Beine zu stellen und erlangte so mediale Aufmerksamkeit. In zahlreichen Fronarbeitsstunden wurde so wichtige touristische Arbeit für das Dorf und die Region geleistet.
Im Jahr 2004 führte das Blauburgunderland das Traubenblüten-/Räbhüüslifäscht ein, welches auch in den anderen Weinbaudörfern stattfindet. Die Rebbaugenossenschaft entschied daher, die Wiiprob nicht mehr im selben Umfang auszurichten. Stattdessen lancierte sie am Vorabend jeweils einen Galaabend mit Unterhaltungsprogramm. Persönlichkeiten wie Phenomden, Lapsus, Schertenlaib und Jegerlehner, Blues Max, Andrea Viaracci oder Irene Brügger (Frölein Da Capo) beehrten die Bergtrotte.
Dieses Gala-Dinner ist mittlerweile als «Die grosse Nacht des Blauburgunders» bekannt.
Plakate der Wiiprob und Gala-Dinners
Nationale TV-Bekanntheit
Die Bergtrotte erlangte auch nationale Bekanntheit – als Veranstaltungsort für schweizweit bekannte Sendungen, von damals, aber auch von heute.
Als der Bundesrat die Bergtrotte beehrte
Das «Schuelreisli» des Bundesrats führte im Jahr 2006 in den Kanton Zürich. Die Wahl des Orts fiel traditionsgemäss auf den Herkunftskanton des jeweiligen Bundespräsidenten – in diesem Fall Moritz Leuenberger. Nach einem Besuch des Wangentals mit dem Biotop wurde der Gesamtbundesrat sowie weitere Gäste in der Bergtrotte bewirtet – natürlich wurde dabei auch der lokale Wein an die hohen Gäste angepriesen!
Otto Uehlingers «Am Trottefüür»
Das 1970 erschienene Buch «Am Trottefüür» umfasst verschiedene Kurzgeschichten in Schaffhauser Mundart. Die gleichnamige Geschichte «Am Trottefüür» erzählt von dem Treiben in der Bergtrotte Osterfingen nach dem Ersten Weltkrieg. Es gibt einen Eindruck davon, welche Rolle die Bergtrotte für die lokale Bevölkerung innehatte. Verfasst von Otto Uehlinger, der die Dialektliteratur geprägt hat.
Uehlinger, Otto (1978).
Am Trottefüür. Mundart-Erzählungen. Schaffhausen: Verlag Peter Meili.
Am Trottefüür
von Otto Uehlinger – Originaltext von 1970
Das Trottenlied
Hansjörg Kunz schrieb 1963 das Trottenlied, welches der Bergtrotte gewidmet ist.
Heutige Nutzung
Hochzeiten, Firmenfeste oder ein Besuch im Restaurant: Die Bergtrotte ist allen zugänglich.
Bergtrotte Gastronomie AG.
Bergtrotte Osterfingen – Genuss, Feiern und Erholung.
Online abgerufen am 07.11.2023.
Erst ab der Durchführung des Trottenfests war es der breiten Öffentlichkeit möglich, einen Blick in die Bergtrotte zu erhaschen. Bis dahin war der Ort den Arbeitenden und den Rebbauern vorbehalten.
Heute kann die Bergtrotte für Hochzeiten, Firmen- oder Familienfeste gemietet werden. Auch Lesungen, kulturelle Veranstaltungen oder Genussevents finden hier statt. Die Küche der Bergtrotte ist regional geprägt und legt den Fokus auf das Weinangebot. Über 70 Weine aus Schaffhausen können hier probiert werden!
Dank der Kapazität von bis zu 500 Personen ist die Bergtrotte eine der grössten Eventlocations im Kanton Schaffhausen und Umgebung. Zahlreiche Awards der Event- und Architekturbranche darf die Bergtrotte mit Stolz tragen.