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Logo Kulturgut Bergtrotte Osterfingen

Hier wird das Leben seit Generationen gefeiert

Lange war die Berg­trotte ein wich­ti­ger Ort für die Rebbau­ern, einer­seits für die Arbeit, aber auch für den gesell­schaft­li­chen Austausch. Und noch heute ist die Berg­trotte ein Begeg­nungs­ort.

Das Trot­ten­fest

Das Trot­ten­fest wird seit 1959 veran­stal­tet und steht ganz im Sinne des Weins. Die Berg­trotte ist von Beginn an zentra­ler Bestand­teil des Fests.

Schaffhauser Nachrichten (30. Oktober 1962).
Das Osterfinger Trottenfest 1962. Schaffhauser Nachrichten.

Schaffhauser Nachrichten (12. Oktober 1964).
Osterfinger Trottesuppe und Hallauer Beerli. Schaffhauser Nachrichten.

In den umlie­gen­den Wein­bau­ge­mein­den wurden ab 1935 regel­mäs­sig Herbst- und Trot­ten­fes­ter veran­stal­tet (je nach Ertrag und Witte­rung). Ziel war es, den Wein­ver­kauf zu stärken.

1959 wurde erst­mals das Trot­ten­fest in Oster­fin­gen durch­ge­führt. In den Schaff­hau­ser Nach­rich­ten wurde berich­tet: «Das erst­mals durch­ge­führte Trot­ten­fest war sowohl am Sams­tag­abend wie am Sonntag recht gut besucht. Die Musik­ge­sell­schaft Schwa­men­din­gen und die Dorf­ver­eine sorgten für frohe Unter­hal­tung. Sauser, Herbst­schüb­ling, Puure­brot und Chüechli fanden dank­bare Abneh­mer.»

Schon bald etablierte sich das Trot­ten­fest. Die Rebbau­ge­nos­sen­schaft Oster­fin­gen erhoffte sich dadurch eine Stei­ge­rung des Wein­ab­sat­zes – gleich­zei­tig war es aber auch eine will­kom­mene Einnah­me­quelle für verschie­dene Dorf­ver­eine.

Besuchte zu Beginn vorwie­gend die Dorf­be­völ­ke­rung den Anlass, so wurde bereits 1962 von bedeu­tend mehr «Fremden» aus Schaff­hau­sen, Winter­thur und Zürich berich­tet. Einer­seits wurde jeweils der «junge» Sauser, aber auch der «alte» Wein ausge­schenkt. Und es wurde Bauern­brot, Rost­brat­wurst, Herbst­schüb­linge oder die Trot­ten­suppe ange­bo­ten.

Die Trot­ten­suppe wurde vom Trot­ten­wirt Georg Stoll (zusam­men mit seiner Mutter Hedi) während rund zwei Jahr­zehn­ten erfolg­reich ins Trot­ten­fest­menu einge­baut und hatte einen wich­ti­gen Stel­len­wert. Ein genaues Rezept ist nicht vorhan­den – der Erzäh­lung nach war es eine kräf­tige, saiso­nale Gemü­se­suppe mit Fleisch­bouil­lon (Sied­fleisch).

Noch heute erfreut sich das Trot­ten­fest einer grossen Beliebt­heit und wird Jahr für Jahr durch­ge­führt.

Die ganze Dorf­schaft, Alt und Jung, war dabei am Trot­ten­fest, das weit über die Kilbi geht. Dem Besu­cher von auswärts musste das Herz im Leibe lachen beim Gang durch das heraus­ge­putzte Dorf: vor allen Häusern Kupfer­gel­ten voll Blumen, Dahlien und Herbst­as­tern, über dem Türsturz Girlan­den von farbi­gem Laub, die Brunnen kaum mehr zu sehen unter ihrem Blumen­schmuck, ja selbst die Mist­stö­cke unter Grün verhüllt. Ein Brunnen gar – gleich­sam der Opfer­al­tar – mit all den süssen Früch­ten des Herbs­tes! Recht so, junge Bauern­ge­ne­ra­tion, du verstehst zu werken, du verstehst auch zu danken!

1962, unbekannter Autor, Schaffhauser Nachrichten
Werbeanzeige für das Trottenfest 1963.

Erin­ne­run­gen von Anna Deuber an die Anfangs­zei­ten des Trot­ten­fest

Deuber, Anna (27. September 2009).
Festschrift 50 Jahre Trottenfest 1959 bis 2009. Rebbaugenossenschaft Osterfingen.

Anna Deuber (1925–2015) enga­gierte sich in verschie­de­nen Verei­nen, Kirchen­stand, Kinder­gar­ten­kom­mis­sion und war eine aktive Sänge­rin im Chor. Zudem war sie viele Jahre Präsi­den­tin des Land­frau­en­ver­eins. Unter anderem steu­erte sie auch das Rezept für die bekann­ten «Oster­fin­ger Wiigue­teli» bei, welche im Buch «Schaff­hau­ser Land­frauen kochen» erschien.

«Nachdem in den Nach­bar­dör­fern Hallau und Wilchin­gen schon seit einigen Jahren der Trau­ben­herbst gefei­ert wurde, wollten nun auch die Oster­fin­ger ein Herbst­fest durch­füh­ren. So feierte man im Herbst 1959 in der alten Berg­trotte das erste Trot­ten­fest. Dabei halfen auch die Land­frauen mit. Ich war damals seit einem Jahr Präsi­den­tin des Land­frau­en­ver­eins. Unsere Aufgabe war, Brot zu backen. Wir verkauf­ten dieses Brot an einem von Wilchin­gen ausge­lie­he­nen Stand.

Brot wurde damals sowieso fast in jedem Haus im Holz­ofen geba­cken, da hatten wir keine Probleme. Erwünscht waren aber auch noch Chüechli (Schla­a­te­mer Rickli), die man auch bei uns zur ‹Chilbi› oder zu Hoch­zei­ten machte, Hefe­gu­gel­hopfe und Butter­zöpfe.

So wurde der Land­frau­en­ver­ein zu einer Versamm­lung einge­la­den und die Arbei­ten verteilt. Für Chüechli und Hefe­gu­gel­hopf gab es Rezepte, die einzu­hal­ten waren, Bauern­brot backte jede Frau wie immer. Zum ‹Chüechle› arbei­te­ten zwei bis drei Frauen zusam­men. Damit alle Chüechli eini­ger­mas­sen gleich gross wurden, stellte uns der Schrei­ner einen spezi­el­len Mass­stock her. So berei­te­ten wir mit einigen Frauen den Teig am Vorabend in der grossen Küche meiner Schwie­ger­mut­ter vor. Sie besass einen neuen Herd mit elek­tri­schem Back­ofen. So konnten wir die Chüechli auch dort backen.

Weil wir im Laufe der Jahre immer mehr backen mussten, baten wir die Chüechli-Frau von Schleit­heim, Lydia Meier, um Hilfe. Als wir dann 1971 die neue Küche im Schul­haus mit zwei Koch­her­den bekamen, konnten wir mit mehr Frauen wieder alleine backen, denn dort hatten wir mehr Platz.

Vom Metzger in Wilchin­gen verkauf­ten wir am Stand auch Schin­ken­würste und schwarze Rauch­würste. Wir probier­ten auch, schöne Trauben zu verkau­fen. Das aber bewährte sich nicht. Darum liessen wir die Trauben in Zukunft weg. Der Zustrom der Gäste war in den ersten Jahren nicht gross. Die meisten kamen erst nach dem Umzug in Hallau, so dass wir bis in die Nacht, zuletzt mit Kerzen­licht, verkau­fen mussten. Mit dem Trot­ten­fest hatten wir im Land­frau­en­ver­ein zum ersten Mal eigene Einnah­men.

Im Jahr 1960 hatten wir ein schwe­res Hagel­jahr und darum fast keine Trauben. So orga­ni­sierte man 1961 gleich an zwei Wochen­en­den ein Fest. Der erste Fest­sonn­tag wurde aber verreg­net und es gab nicht viele Besu­cher. Zum Glück hatten wir eine neue gemein­same Tief­kühl­an­lage, so dass wir das Gebäck für das zweite Fest­wo­chen­ende einfrie­ren konnten.

Wir merkten bald, dass wir auch für die Kinder etwas haben sollten. So machte ich nach einem stren­gen Arbeits­tag am Abend noch Zopf­t­eig und backte von 100 Portio­nen Teig ‹Vögeli›. Die fanden dann guten Absatz. Sie gefie­len auch den Erwach­se­nen. Lustig fand ich, dass ein älterer Herr einige Jahre lang immer zehn Vögeli kaufte; die seien für Weih­nach­ten, erklärte er.

Mit den Jahren kam immer wieder etwas dazu. So machte ich einmal ‹Wygue­teli›, die man eigent­lich nur auf Weih­nach­ten herstellt. Die Wygue­teli waren schnell verkauft, so dass in den weite­ren Jahren, um die Menge zu vergrös­sern, eine andere Frau auch noch backte. Auch gefüllte Hefe­schne­cken, Russen­zöpfe und Nuss­zöpfli kamen dazu. So gab es immer mehr Arbeit, weil auch die Nach­frage von Jahr zu Jahr stieg.

Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Besu­cher, so dass man auch im Dorf mit Wirten anfing. Wir haben einen grossen Keller. Dort liess man bis 1948 die ganze Trau­ben­ernte, welche man vorher auf der eigenen Trotte gepresst hatte, in grossen Fässern vergä­ren. In den 50er Jahren wollten dann die Wein­käu­fer selber keltern und darum konnte man die Trauben jeden Abend nach der Ernte abgeben. So wurde aus unserem Keller ein Degus­ta­ti­ons­raum. Am Trot­ten­fest gab es dann im Ochsen­kel­ler ‹Bölle­dünne› von 50 kg Zwie­beln und Teig von etwa 30 kg Mehl. Sie war sehr beliebt. Es passierte alles Mögli­che in den langen Jahren. Einmal fanden wir beim Zusam­men­pa­cken nach dem Fest unter dem Tisch am Stand einen grossen Kessel, gefüllt mit Chüechli. Während des Festes hatten wir ihn einfach über­se­hen und verges­sen. Wir konnten dann einen Teil der Chüechli im Dorf­la­den noch verkau­fen. Ein ander­mal wurde uns ein Hefe­gu­gel­hopf nach dem Fest mit einem Brief zurück­ge­schickt: Den könne man ja nicht essen, es habe weder Zucker noch Butter darin. Wir fanden den Kuchen eigent­lich nicht schlecht, der Absen­der hat wahr­schein­lich noch nie einen Hefe­gu­gel­hopf geges­sen; die gerühr­ten sind halt viel süsser.»


«Wiiprob»

Zur Förde­rung des Wein­ab­sat­zes rief die Rebbau­ge­nos­sen­schaft Oster­fin­gen 1991 die «Wiiprob» ins Leben, welche alljähr­lich im Juni statt­fand und mit einem attrak­ti­ven Rahmen­pro­gramm die Gäste nach Oster­fin­gen lockte.

Zu Beginn lag der Fokus auf der reinen Wein­ver­kos­tung und der Vorstel­lung der verschie­de­nen Winze­rin­nen und Winzer. Der Anlass fand bereits damals in der Berg­trotte statt. Doch schon bald konnte sich das Rahmen­pro­gramm sehen lassen: So wurden Werke vom bekann­ten Maler Hans Erni ausge­stellt (… Bilder im Wert von einer halben Million schmück­ten damals die Berg­trotte!), unter dem Titel «Edle Uhren, edle Weine» konnten Besu­che­rin­nen und Besu­cher IWC-Uhren bestau­nen oder in einem anderen Jahr auch alte Hand­werks­kunst wie die Seile­rei oder Köhle­rei entde­cken. Doch auch das lokale Kunst­hand­werk wurde gefei­ert: mit Ausstel­lun­gen der Werke von Jakob Ritz­mann oder C. C. Rahm.

Es gelang der Rebbau­ge­nos­sen­schaft, Jahr für Jahr ein span­nen­des Programm auf die Beine zu stellen und erlangte so mediale Aufmerk­sam­keit. In zahl­rei­chen Fron­ar­beits­stun­den wurde so wich­tige touris­ti­sche Arbeit für das Dorf und die Region geleis­tet.

Im Jahr 2004 führte das Blau­bur­gun­der­land das Trau­ben­blü­ten-/Räb­hüüs­li­fäscht ein, welches auch in den anderen Wein­bau­dör­fern statt­fin­det. Die Rebbau­ge­nos­sen­schaft entschied daher, die Wiiprob nicht mehr im selben Umfang auszu­rich­ten. Statt­des­sen lancierte sie am Vorabend jeweils einen Gala­abend mit Unter­hal­tungs­pro­gramm. Persön­lich­kei­ten wie Phenom­den, Lapsus, Scher­ten­laib und Jeger­leh­ner, Blues Max, Andrea Viar­acci oder Irene Brügger (Frölein Da Capo) beehr­ten die Berg­trotte.

Dieses Gala-Dinner ist mitt­ler­weile als «Die grosse Nacht des Blau­bur­gun­ders» bekannt.

Plakate der Wiiprob und Gala-Dinners

Natio­nale TV-Bekannt­heit

Die Berg­trotte erlangte auch natio­nale Bekannt­heit – als Veran­stal­tungs­ort für schweiz­weit bekannte Sendun­gen, von damals, aber auch von heute.

6. Oktober 1969

Für Stadt und Land

Fern­seh­sen­dung mit volks­tüm­li­cher Musik aus Oster­fin­gen bzw. der Berg­trotte. Mode­riert von Walter Gyr und mit Gemein­de­prä­si­dent Deuber. Er erklärt die Nutzung der Trotte, auch als es damals noch drei Baum­t­rot­ten und die Feuer­stelle vorhan­den waren.

5. November 2010

SRF bi de Lüt – Land­frau­en­kü­che

Das Finale der 4. Staffel der Land­frau­en­kü­che wurde in Oster­fin­gen veran­stal­tet. Nik Hart­mann führte durch die Sendung.

10. Juni 2017

Samsch­tigs Jass

Die Berg­trotte Oster­fin­gen war Drehort für die letzte Staffel der belieb­ten Jass-Sendung von SRF 1 mit Monika Fasnacht. Zu Gast war unter anderem Claudia Lässer.

Als der Bundes­rat die Berg­trotte beehrte

Das «Schuelreisli» des Bundes­rats führte im Jahr 2006 in den Kanton Zürich. Die Wahl des Orts fiel tradi­ti­ons­ge­mäss auf den Herkunfts­kan­ton des jewei­li­gen Bundes­prä­si­den­ten – in diesem Fall Moritz Leuen­ber­ger. Nach einem Besuch des Wangen­tals mit dem Biotop wurde der Gesamt­bun­des­rat sowie weitere Gäste in der Berg­trotte bewir­tet – natür­lich wurde dabei auch der lokale Wein an die hohen Gäste ange­prie­sen!

Erhard Meister (damals Regierungsrat) spricht zu den Bundesräten Leuenberger und Blocher. © Kanton Schaffhausen

Otto Uehlin­gers «Am Trot­te­füür»

Das 1970 erschie­nene Buch «Am Trot­te­füür» umfasst verschie­dene Kurz­ge­schich­ten in Schaff­hau­ser Mundart. Die gleich­na­mige Geschichte «Am Trot­te­füür» erzählt von dem Treiben in der Berg­trotte Oster­fin­gen nach dem Ersten Welt­krieg. Es gibt einen Eindruck davon, welche Rolle die Berg­trotte für die lokale Bevöl­ke­rung inne­hatte. Verfasst von Otto Uehlin­ger, der die Dialekt­li­te­ra­tur geprägt hat.

Uehlinger, Otto (1978).
Am Trottefüür. Mundart-Erzählungen. Schaffhausen: Verlag Peter Meili.

Am Trot­te­füür

von Otto Uehlin­gerOrigi­nal­text von 1970

«Am Trot­te­füür» hören

Gelesen von Mari­anne Leu-Uehlin­ger.

I der Ziit noch em eerschte Wält­chrieg händ üüseri badi­sche Nooch­bere mageri Johr ghaa. Si sind aarm gsi wie dChil­che­müüs und händ chuum z gnaged und z biissed ghaa, verschwige dänn z trinked. Chuum, das amene Sunntig emol e Glas Moscht ggä hät uf de Tisch, und am Wääch­tig händ si möse s löötig Wasser lappe. I sälbne Johre sind si amed noch em Herbscht is Chläggi dure choo, go de Tresch­ter hole, wo üüseri Puure aanewäg uf de Mischt ghäit hettid. Und me hät en-en billig ggää: en Franke de Sack, wänn si-n grad sälber i der Trotte gholet händ. Dä Tresch­ter händ si dänn dihaam i-ne Schtändli ieghäit, händ Wasser drüber gläärt, en Sack Zucker derzue, und alles vergääre loo. Da hät denn iren Huus­haal­tings­wii ggää, de soge­nannt «Puur­li­gääg­ger». Me cha sich zwoor vorschtelle, da da mängs­mol e mise­raab­li­chi Brüeje gsi ischt. Aber – si händ en amel trunke z Wiisbel, z Baal­ters­wiil, z Jestette, z Lott­stette und z Dettig­hofe.

Da ischt Johr für Johr eso ggange, und mit der Ziit hend üüseri Chläg­gauer Wiipu­ure en jede kännt, wo us em Badi­sche ännedure cho ischt. Me hät au immer gwüsst, wa änne a der Grenze passiert, und ischt über jede Hooch­sed und über jedi Beäär­di­ging uf em lauf­fende gsii. Am-ene Oobed im Nooherbscht sind au wider emol e par Baal­ters­wii­le­mer Puure mit irne Wäge vor dOosch­ter­fin­ger Bäärg­trotte häräg­fahre. Si händ irne Röss­lene en Aarvel Heu häräghäit und e par Pünt Seck abglade.

I der groose, aalte Bäärg­trotte, wo praat und phäbig zmitts im Räbbäärg inne schtoht, ischt Hooch­be­triib. A allnä dräi Bomm­t­rot­tene wüürt truckt. Da ischt e Giire und Chnare und Schtöhne i däm aalte Holz. Schtar­chi Puure­äärm packed di tick Schtoos­s­schtange und trääjed de Bötz Mili­mee­ter um Mili­mee­ter fesch­ter uf di aachene Teck­fleck­ling, da me maant, es meu jede Augeblick di ganz Trotte mit amm Chlapf verjage. Aber die aalt Aachetrömme gänd nid noo: si giired und chnared und schtöh­ned über­luut, da me s bis is Doorff abe ghöört. «Ghööred er», säged dOosch­ter­fin­ger Fraue zu ihrne Chinde, wo si grad is Bett tönd, «ghööred er, wie s Trotte­tier schnu­ufet?» Und dChinde losed und schlüü­fed under dTecki und händ Angscht, Angscht vor däm groosse Tier, wo i der Trotte usse liit und därewäg uuhaa­lig mo piischte und joomere. Und si schtel­led sich en groosse Drache voor, mit glüejige Auge und eme wiite, wiite Muul. «Jeh, wänn dä emol is Doorff abechunnt!»

Under däm risige Truck vo dänä aachene Fleck­ling mönd au di hert­tischte Truubebeeri noogää. Zo der Röhre-n-us schüüsst im-ene ticke Schtrahl de jung Wii i dSch­tande. Dört schöpft en en halb­wüch­sige Pürsch­tel i-n-e Bücki. Dänn lupft me im Wiipuur da Bücki uf de Puggel, und dä traat de Säge hofili haam in Chär. Und wän an eso zwanzg-, driiss­gmol a am Oobed mit em volle Bücki is Doorff uegloffe ischt, waass er au, wa-n-er to hät!

S halb Doorff ischt i der Trotte usse a der Aarbet. Aber hütt nämed sis ehnder gmüet­lich, und me hät s Gfüel, si gnüüs­sed de Herbscht. Me mo nid präs­siere und hät zo allem Derziit. Wä-me en Truck dunne hät, cha-me e Scht­und­lang häre­sitze und waarte, bis s Trascht vertropfet hät. Und da me bi dem Umeho­cke nid mo früüre, händ si zmitts i der Trotte a der Wand e Füür­hüüsli paue, mit Bänke ringelum. Über dem Füür hanget an-ere Chet­teme en groosse Chessel. Do mached si iri fäine, chreff­tige Herbscht­schüb­ling häiss, oder si wermmed de Wii, wän-er z chaalt ischt.

Si höckled um s Füür ume, rauched gmüet­lich iri Schtümpe, chlop­fed iri Schprüch und waarted, bis da si a dRäje chömed mit irem Trot­teg­schäfft. Si prich­ted, wa so goht i üüserer Haamet ume: Äärnschts und Häiters, Aalts und Neus; s ischt wie-ne Chronik. Wänn die Müsch­terli, wo si verzel­led, gaar au z tick oder us der undere Schub­lad sind, nämed si dChind, wo natüür­lich mit offne Müülere zuelo­sed, am Chrips und am Hosefüdle und schtel­led si solang i-n-e lääri, zwoo­mee­ter­hoo­chi Gäärsch­tande ie. Wänn dänn dLufft wider räin ischt und s Theemaa gwächs­let hät, lupfed si di jung Waar wider usse.

Churz, es wüürt gschproo­chet und glachet, und dScht­im­ming ischt priimaa. Äntlich, noch em Häje und Schwitze und Zable im Summer und im Herbscht, händ si emol Ziit für sich sälber. S Füür flacked und chnisch­teret und giit waarm, und i sim Schii verbindt ääs alli zo-n-ere groosse Famili. Und uf allne Gsich­tere liit e schtilli Freud und Zfri­dehäit; die Zfri­dehäit, wo dänn zon Mänt­sche chunnt, wänn si de Säge vo irer Aarbet tööred gnüüsse.

Vo Ziit zu Ziit schtoht e so-n-en Wiipuur uf und goht a siinere Gäärsch­tande go luege, öb sin Suuser nonid im Schtaa­dium säi. Und wänn dä grä ischt, so schri­ibts de Bruuch voor, da-n-er i dänä, wo am Füür hocked, en Vier­telch­ü­bel voll, da tuet öppis über 18 Litter, also so-n-en Chübel voll mo schpän­diere. Me cha sich etz voorsch­telle, das im-ene rächte Herbscht a am Oobed e par sonigi Chübel voll giit zom Lääre. Aber me mo jo i kam me de Finger gää, und jede taar trinke, sovill da-n er mag. Da säi guet für de Mage und butzi dure und schadi im Tokter, säged si.

Si schän­ked ii, schmöcked eso über-em Glas, hebeds gege s Liecht, nämed e chläi Schlückli, schmät­zeled e parmol, süür­pfled no zwaa-, drüümol und gänd dänn ire-n Urtel ab: «Dä ischt bigoscht guet, Emanueel, häscht en us em Buck?» – «Näi, us em Schpän­guet.» – «Mä merkts, hät fascht ka Süüri!»

So gohts Oobed für Oobed, alläg au zwoo Wuche lang, und Oobed für Oobed ischt di gliich guet Scht­im­ming am Trot­te­füür.

«Hopla, dSchwoobe chömed», saat etz de Mesmer, wo d Baal­ters­wii­le­mer iri Seck i dTrotte-n-iesch­laap­fed. «Miir sind kai Schwoobe», giit an vo däne ume, «miir sind Badisch!» – «Da ischt für üüs es gliich», lachet de Mesmer, «mached Blatz, da die Lüüt chönd absitze!» Me rutschet gäärn e wängili zäme, dänn eersch­tens wüssed die Schwoobe immer öppis Neus z verzel­led, und zwäi­tens ghöörts zom Herbscht, da me-ne bi däre Gläg­ähäit en Tiirg­gel aahänkt.

«Hai, Mesmer, bring e chläi vom Vergoo­rene», saat de Jeger-Köbi, «die Manne händ Tuurscht!» Me brünnt dGleser uus am Trögli, schänkt ii und macht Gsundhäit. Und wil die tüütschte Nooch­bere vom lange Wäg en rächte Tuurscht mitproocht händ, mo me-ne aa- ums ander­mol iischänke.

«Soo, we gots bäi-ene, z Baal­ters­wiil?» frooget de Jeger-Köbi. «Ho, wie-me halbe Hund, allziit uf zwai Bai», saat de Chranz­wi­irt zwüsched zwää Schlü­cke. «Duu, Chranz­wi­irt!» rüeft etz de Oosch­ter­fin­ger Mesmer, «ich ha ghöört, du säijisch Bürger­mäisch­ter woorde. Ischt da wohr?» – «Hoo, säll ischt scho wohr», giit de Chranz­wi­irt zimlich wichtig ome, «aber ich wäärs au itt wore, wä-mer nid Mangel hettid a gschi­ide Lütt.» De Mesmer schtoosst mit im aa: «Dänn cha me diir jo grat­te­liere! Prost Chranz­wi­irt, du häscht die Wahl scho lang verdie­net.»

Si schtoos­sed aa – zum achte Mol öppe – wider alli mitenand, und de Jeger-Köbi saat zum Mesmer: «Duu, Mesmer, wäm-miir emol zOosch­ter­finge en Mangel händ a gschi­ide Lüüt, dänn wehled mir dich au in Gmaan­droot, aber erscht dänn.» Aber de Mesmer wehrt sich: «Bi üüs wäärded au nid immer di Gschi­idschte in Gmaan­droot gwehlt!» Etz lueget en de Emanueel so vo der Siite-n-aa und lachet. «Duu häscht am aller­wä­nigschte Grund zom Rekle­miere, Mesmer», saat er, «diir chas jo blooss rächt sii, wänn di Tumme au e Verträt­ting händ i der Behöördi.»

So hocked si binenand, chlop­fed iri Schprüch und nämed enand nüüt chrumm. S wüürt glachet und ggässe und fliis­sig iigschänkt; und die Baal­ters­wii­le­mer händ efange schööni Plöder binenand, wo si noch de Zwölfe iren Trascht laded und uf de Wage uebo­or­zed. Ob em Abfahre schtoht alles vor der Trotte usse und lueget ene noo, öb si unne bi der Doorffschtrooss au de Rank über­chö­mid und nid mit der ganze Bagaa­schi in Doorff­bach iefah­rid, wie s letscht Johr.

Dänn gönd si wider i d Trotte ie a s Füür und lached no en ganze Rung wäge däm Mangel a gschi­ide Lüüt. Etz chunt de Kano­niere-Bertel dert­häär und saat: «Soo, ich bi fertig, Mesmer, etz chasch duu aafange mit Trucke.» Aber im Mesmer isch es nümme drum: «Miiraa», saat er, «um die Ziit fang ich numme aa. Mir trinked lieber no aas mittenand. Moorn ischt au no en Tag.» (Gsehnd er, de Mesmer ischt nämlich gaar nid eso tumm.)

Hüt verchauf­fed de Jeger-Köbi, de Mesmer und de Emanueel kann Wii me, bloos no Truube. Die wäärded no am gliiche Oobed, wänn si gherbschtet sind, uf Lasch­tauto glade und uf Scha­fu­use oder is Züri­piet iegfüert. Und dört, i de groosse Wiihand­linge, goht etz alls mit de Maschine: s wüürt abbeer­let und gmale und truckt und verschluu­chet, und alle Wii, dä vom Schpänd­guet und vom Buck, us de Taal­räbe und vom Schti­gili, chunt is gliich Rise­fass us Metall. Und die Ziite, wo me hät chöne en uusg­wehlte Schpänd­güet­ler trinke, we-n-en früener blooss de Abt vo Rhiinau übercho hät, sind halt verbii. Es giit blooss no aa aanzigi Sorte: Oosch­ter­fin­ger! Wo zwoor aliwil no en uusge­zäich­nete Tropfe ischt, da möcht i do gsaat ha!

De Mesmer und de Emanueel und de Jeger-Köbi mönd au kan Vier­telch­ü­bel voll Suuser me schpän­diere, und viläicht chömed si wäge däm etz meh Herbscht­gält über und sind riichi Manne worde. Aber öppis, wo-n-ene früäner s Trot­te­füür gschänkt hät, ischt verloore ggange: e Schtuck Gmüet­lich­käit und Zfri­dehäit. Und wo s Gmüet und d Seel z churz chömed, wüürt de Mäntsch immer ärmer. Jaa, s Trot­te­füür hät äbe au innehär waarm ggää.

Der Autor

Otto Uehlin­ger

1916–2004

Der Neun­kir­cher, über lange Jahre Lehrer in Oster­fin­gen, dann in Schaff­hau­sen und in dritter Berufs­stufe städ­ti­scher Zivil­stan­des­be­am­ter, hat als Mund­ar­t­er­zäh­ler die Schaff­hau­ser Dialekt­li­te­ra­tur geprägt. Nebst «Am Trot­tee­füür» (1970), «Bim Häide­bomm» (1979) schrieb er das Buch «Mundart- und Lieder­täggscht» (2003) und verfasste für die Schaff­hau­ser Kanto­nal­bank die beiden Broschü­ren «Scha­fu­user Munda­art» (1983) und «No meh Scha­fu­user Munda­art» (1986). Diese bieten eine Einfüh­rung in unsere Sprache, die durch vergnüg­li­che Beispiele zum eigenen Nachtun auffor­dert und spie­le­risch das Wich­tigste lehrt.

Auch seine Gedichte bzw. Lied­texte prägten. «De Bücki­trä­ger» erschien im Bänd­chen «Sieben Schaff­hau­ser Dichter» zur Landes­aus­stel­lung 1964; zum glei­chen Anlass schuf Otto Uehlin­ger – Kompo­nist und Texter in einem – das «Rande­lied», das seither Volks­gut gewor­den ist.

Die Erzählerin

Mari­anne Leu-Uehlin­ger

Die Leiden­schaft für die Kurz­ge­schich­ten und das Inter­esse an der Schaff­hau­ser Mundart hat Mari­anne Leu-Uehlin­ger von ihrem Vater, Otto Uehlin­ger, über­nom­men.

Zum Erhalt der Dialekt­spra­che enga­giert sie sich im Schaff­hau­ser Mund­art­ver­ein. Unter anderem las sie für das Schwei­zer Radio und Fern­se­hen verschie­dene Schaff­hau­ser Sagen.

Sie war auch Teil der «Wösch­wii­ber», die in Wilchin­gen Dorf­füh­run­gen anbie­ten. Mit Witz, Charme und Tratsch und auf unter­halt­same Art und Weise lassen die «Wösch­wii­ber» Gruppen in die Dorf­ge­schichte eintau­chen.


Das Trot­ten­lied

Hans­jörg Kunz schrieb 1963 das Trot­ten­lied, welches der Berg­trotte gewid­met ist.

Hans­jörg Kunz war Lehrer in Oster­fin­gen – und wurde später als Regie­rungs­rat im ganzen Kanton bekannt.

Gemäss Unter­la­gen hat er das Trot­ten­lied 1963 für das Trot­ten­fest geschrie­ben und die Melodie dazu kompo­niert. Sowohl seine Schü­le­rin­nen und Schüler sangen das Lied regel­mäs­sig – aber insbe­son­dere am Trot­ten­fest war das Lied fester Bestand­teil des abend­li­chen Programms. Je länger der Abend, desto lauter und fröh­li­cher – der Refrain lädt perfekt zum Schun­keln ein.

Später wurde das Trot­ten­lied gar profes­sio­nell aufge­nom­men und auf Vinyl gepresst.

Titel­bild der Vinyl-Aufzeich­nung

Heutige Nutzung

Hoch­zei­ten, Firmen­feste oder ein Besuch im Restau­rant: Die Berg­trotte ist allen zugäng­lich.

Bergtrotte Gastronomie AG.
Bergtrotte Osterfingen – Genuss, Feiern und Erholung. Online abgerufen am 07.11.2023.

Erst ab der Durch­füh­rung des Trot­ten­fests war es der breiten Öffent­lich­keit möglich, einen Blick in die Berg­trotte zu erha­schen. Bis dahin war der Ort den Arbei­ten­den und den Rebbau­ern vorbe­hal­ten.

Heute kann die Berg­trotte für Hoch­zei­ten, Firmen- oder Fami­li­en­feste gemie­tet werden. Auch Lesun­gen, kultu­relle Veran­stal­tun­gen oder Genus­se­vents finden hier statt. Die Küche der Berg­trotte ist regio­nal geprägt und legt den Fokus auf das Wein­an­ge­bot. Über 70 Weine aus Schaff­hau­sen können hier probiert werden!

Dank der Kapa­zi­tät von bis zu 500 Perso­nen ist die Berg­trotte eine der gröss­ten Event­lo­ca­ti­ons im Kanton Schaff­hau­sen und Umge­bung. Zahl­rei­che Awards der Event- und Archi­tek­tur­bran­che darf die Berg­trotte mit Stolz tragen.

www.bergtrotte.ch