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Logo Kulturgut Bergtrotte Osterfingen

Eine Ikone seit 1584

Die Berg­trotte ist ein eindrucks­vol­ler Fach­werk­bau mit 37 Metern Länge. Als Baudenk­mal von natio­na­ler Bedeu­tung ist sie unter Schutz der Schwei­ze­ri­schen Eidge­nos­sen­schaft gestellt.

Bauge­schichte

Die Trotte wurde 1584 als Ersatz­bau erstellt. Danach folgten zwei grös­sere Erwei­te­run­gen. Seit 1783 steht das Gebäude in der noch heute bekann­ten Dimen­sion.

Fischer, Markus (August 2009).
Sicher­stel­lungs­do­ku­men­ta­tion Berg­trotte Oster­fin­gen. Gemeinde Wilchingen.

Frontansicht der alten Bergtrotte und dem Trottenhof (inkl. Unterstand für die Baumtrotte) sowie dem Neubau mit Restaurant und Festsaal. © Bergtrotte Gastronomie AG

Die Anfänge

Die Stadt Schaff­hau­sen erwarb 1577 eine bestehende Zwing­trotte mit dazu gehö­ren­den Reben von den Gerichts­her­ren von Fulach. Die Trotte war offen­bar in einem schlech­ten Zustand, sodass sich ein Neubau aufdrängte. Über den Bau ist im Staats­ar­chiv ein Vertrag mit Maurer­meis­ter Marx Blank und Zimmer­meis­ter Kaspar Bruder (17. Juli 1584) vorhan­den, der einen Monat später mit einem zweiten abge­än­der­ten Accord ergänzt wurde, bei dem auch der städ­ti­sche Holz­herr Jacob Huber betei­ligt war. Aus den Verträ­gen geht hervor, dass Teile des Eichen­hol­zes, die Ziegel und die brauch­ba­ren Kalk­steine für den Neubau zu verwen­den waren. Die erste Bauphase umfasst den östli­chen Teil der Trotte bis Binder Nummer Fünf.

Unbe­kannt
Erstellung eines Vorgän­ger­baus, vermut­lich durch die Herren von Fulach

1584
Bau der heute bekann­ten Berg­trotte (östli­cher Teil) durch die Stadt Schaff­hau­sen

1670
1. Erwei­te­rung gegen Westen und Errich­tung einer zweiten Baum­t­rotte

1783
2. Erwei­te­rung gegen Westen

1905
Erneuerungsarbeiten, Vergrös­se­rung Tor

1964–1965
Renovation durch die Rebbau­ge­nos­sen­schaft Oster­fin­gen

1980
Erneuerung des Bodens

1982
Bau der Kana­li­sa­tion

1984
Bau der Toilet­ten­an­lage und Neuerstel­lung der elek­tri­schen Beleuch­tung

2003
Teilweise Neuein­de­ckung

2014–2015
Sanierung Berg­trotte, Reali­sie­rung Neubau

Erste und zweite Erwei­te­rung 1670–1783

1670 bewil­ligte der Kleine Rat der Stadt Schaff­hau­sen einen zusätz­li­chen «Truck» (Presse), da die Kapa­zi­tä­ten nicht mehr genüg­ten. 1676 wurde eine Vergrös­se­rung der Trotte wegen des zusätz­lich errich­te­ten Trott­baums erwogen, diese Bauphase 2 umfasst den mitt­le­ren Teil zwischen Binder 5 und 9 und ist v.a. an der nörd­li­chen Fach­werk­wand gut erkenn­bar.

1783 fand die letzte Erwei­te­rung statt, welche den west­li­chen Teil der Trotte umfasste. Gleich­zei­tig musste der Dach­stuhl instand gestellt und schad­hafte Teile repa­riert werden. Diese Bauphase 3 ist im Dach­stuhl zwischen Binder 9 und 11 gut erkenn­bar, insbe­son­dere an den Wind­ver­bän­den. Gleich­zei­tig wurde die Südfas­sade der Bauphase 2 ersetzt, sodass an dieser Wand Bauphase 1 direkt auf Bauphase 3 stösst.

Verant­wort­lich für den Bau war der Land­vogt von Neun­kirch, Johan­nes Hein­rich Rauschen­bach. Dies erlaubt, die Inschrift der Sand­stein­ta­fel über dem Mittel­por­tal (teil­weise) zu entschlüs­seln: «HHRBLV / HDM 1783» steht für «Hans Hein­rich Rauschen­bach, Land­vogt».

Südwestlicher Eckständer mit Inschrift des Landvogts von Neunkirch, Johannes Heinrich Rauschenbach. © Gemeinde Wilchingen

Baumass­nah­men 1905

Im östli­chen Giebel­drei­eck ist die Jahres­zahl 1905 im Putz einge­schrie­ben. Schrift­li­che Quellen zu Arbei­ten sind keine vorhan­den. In den Lager­bü­chern der Brand­as­se­ku­ranz ist 1905 für den Gebäu­de­teil Nummer 81 als neuer Besit­zer Georg Stoll z. Hirschen aufge­führt. Mögli­cher­weise hat er an seinem Gebäu­de­teil Reno­va­tio­nen vorge­nom­men (neuer Verputz). Auch das heutige Scheu­nen­tor könnte aus dieser Zeit stammen. Auf der Foto­gra­fie von 1895 ist ein klei­ne­res Tor abge­bil­det.

Reno­va­tion 1964–65

Von dieser Reno­va­tion sind keine Plan­un­ter­la­gen vorhan­den, doch lassen sich aus dem Kosten­vor­anschlag, der Bauab­rech­nung, dem Bericht von Jakob Richli sowie mit dem Vergleich der Plan­auf­nah­men von 1936 gegen­über dem Ist-Zustand die wich­tigs­ten Mass­nah­men der Reno­va­tion 1964–65 ablesen. Die Zimmer­manns­ar­bei­ten wurden Walter und Robert Roth in Wilchin­gen über­ge­ben, die Maurer- und Erdar­bei­ten führte die Rebbau­ge­nos­sen­schaft in eigener Regie mit eigenen Leuten unter Bera­tung von Maurer­meis­ter Willi Meier, Wilchin­gen durch. Die nörd­li­che Mauer wurde abge­bro­chen und auf einem Beton­fun­da­ment neu aufge­baut als Sicht­s­tein­mauer aus gebro­che­nem Kalk­stein. Der Dach­stuhl von Bauphase 1 und 2 wurde abge­bro­chen und neu aufge­baut und mit neuer Spar­ren­lage verse­hen. Im mitt­le­ren Teil (Bauphase 2) wurden zwei zusätz­lich Binder Nummer 6 und 8 einge­baut. Die südli­che Fach­werk­wand wurde neu gerich­tet. Mit Ausnahme von zwei Feldern konnten die gemau­er­ten Ausfa­chun­gen behal­ten werden. Fehlende Ziegel wurden mit Altbe­stän­den ergänzt. Der östli­che Teil des Daches bis Binder 6 hat eine Einfach­de­ckung, der west­li­che Teil eine Doppel­de­ckung mit Biber­schwanz­zie­geln. Die Kosten belie­fen sich auf 36 125.30 Franken.

Dach­sa­nie­rung 2003

2003 wurden an der Dach­ein­de­ckung verschie­dene Sanie­rungs­ar­bei­ten durch­ge­führt (Umde­cken einer Teil­flä­che, Ersatz der Firstein­de­ckung, Reini­gen der Holz­kon­struk­tion, Repa­ra­tur Binder). Die Arbei­ten führte die Firma Robert Roth, Holzbau, Wilchin­gen durch.


Moder­ni­sie­rung zum Publi­kums­ma­gne­ten

2015 wurde der Neubau fertig­ge­stellt, dank welchem die Berg­trotte über die Kantons­gren­zen hinweg Ruhm und Bekannt­heit erlangte.

Mache­rin­nen und Macher nehmen das Heft in die Hand

Stiftung Bergtrotte Osterfingen (ohne Jahr).
PREWO-Projekt «Bergtrotte Osterfingen»: Erhalt und Sanierung unter Denkmalschutz stehenden Kulturgutes. Stiftung Bergtrotte Osterfingen.

Munz, Gustav (2016).
Bundesamt für Landwirtschaft: Agrarbericht 2016. Online abgerufen am 09.11.2023.

Trotz der 2003 vorge­nom­me­nen Dach­sa­nie­rung nagte der Zahn der Zeit: An der Ostfas­sade wurden erheb­li­che Schäden entdeckt, der obere Teil der östli­chen Giebel­wand wurde als einsturz­ge­fähr­det einge­schätzt. Weiter drückte der Hang auf die nörd­li­che Fassade, wodurch Mass­nah­men zwecks der Stabi­li­sie­rung des gesam­ten Gebäu­des nötig wurden. Eine Sanie­rung war drin­gend nötig.

Gleich­zei­tig hatten sich bereits im Jahr 2008 verschie­dene Akteure wie Gemein­den, Rebbau­ge­nos­sen­schaf­ten, einhei­mi­sche Kelle­reien und Direkt­ver­mark­ter zusam­mengeschlossen – sie grün­de­ten den Verein «PREWO – Projekt zur Regio­nal­ent­wick­lung Wilchin­gen, Oster­fin­gen und Tras­a­din­gen». Ziel war es, die struk­tu­rel­len Voraus­set­zun­gen zu schaf­fen, um den Bedürf­nis­sen des Wein­mark­tes der dama­li­gen Zeit gerecht zu werden. Die Wein­bau­re­gion sollte sich stärker auf die lokale Verede­lung ihrer Weine und die Vermark­tung ihrer Produkte vor Ort ausrich­ten. Zwischen 2011 und 2017 wurden insge­samt 27 Mass­nah­men mit der Unter­stüt­zung von Gemeinde, Kanton und Bund reali­siert – eines der gröss­ten Projekte war die Sanie­rung und Erwei­te­rung der Berg­trotte Oster­fin­gen.

Um diese Arbei­ten zu ermög­li­chen, über­führte am 17. März 2011 die Rebbau­ge­nos­sen­schaft Oster­fin­gen das Gebäude in die «Stif­tung Berg­trotte Oster­fin­gen». Diese entwi­ckelte vorab bereits erste Studien, wie die Berg­trotte als Kultur­gut saniert, aber auch aufge­wer­tet werden könnte und reali­sierte die Erwei­te­rung.

Stif­tung Berg­trotte Oster­fin­gen

Die Stif­tung Berg­trotte Oster­fin­gen wurde am 21. Dezem­ber 2011 ins Handels­re­gis­ter einge­tra­gen und ist Besit­ze­rin des Gebäu­des. Als Stif­te­rin­nen fungiert die Rebbau­ge­nos­sen­schaft Oster­fin­gen und die Gemeinde Wilchin­gen. Sie bezweckt den Erhalt der Berg­trotte Oster­fin­gen als Kultur­gut und deren Ausbau zu einem kultu­rel­len und touris­ti­schen Begeg­nungs­zen­trum. Zu diesem Zweck soll das ursprüng­li­che Gebäude – also die Berg­trotte – in seiner Art erhal­ten, unter­hal­ten und zweck­mäs­sig erwei­tert werden. Die Stif­tung strebt keinen Gewinn an.

Die Sanie­rung und der Neubau

Guntern, Uwe (November 2015).
Klare Linien und Zurückhaltung. Architektur-Technik.

SPPA Architekten (ohne Datum).
Restaurierung und Erweiterung Bergtrotte. Online abgerufen am 09.11.2023.

Velux (ohne Datum).
A Ballroom under a Vineyard: Extension of a winery in Osterfingen, Switzerland. Velux Schweiz.

2014 star­te­ten dann die Bauar­bei­ten für die Sanie­rung und die Reali­sa­tion des Neubaus, welche 2015 abge­schlos­sen wurden. Feder­füh­rend war das Archi­tek­tur­büro SPPA. Die Berg­trotte an sich wurde nicht verän­dert – der Neubau wurde in den Hang einge­las­sen und ist damit im Rebberg «versteckt».

Der Trottenhof markiert den Eingang zum Restaurant und Eventraum. Im vorderen Neubau befindet sich die Baumtrotte. © Jürg Zimmermann
Im Querschnitt ist die stabilisierende Funktion des Neubaus gut ersichtlich. Dieser nimmt den hangseitigen Druck von der Bergtrotte. © SPPA Architekten

Der Neubau

Der Trot­ten­hof (rechts flan­kiert von dem addier­ten Unter­stand für den Trott­baum, links von der alten Trotte) bildet den Empfangs­be­reich. Tritt man in das Restau­rant ein, befin­det man sich im beein­dru­cken­den Neubau. Dieser entspricht dem Volumen der histo­ri­schen Berg­trotte, ist aber deut­lich länger. Zahl­rei­che Ober­lich­ter, die zwei Meter aus dem Erdreich ragen, sorgen für eine ange­nehme Beleuch­tung. Diese mischen das Tages­licht mit künst­li­cher Beleuch­tung.

Insgesamt neun Oberlichter sorgen für Tageslicht. © SPPA Architekten

Der histo­ri­sche Teil

Die Berg­trotte als Baudenk­mal bleibt als sepa­ra­tes Gebäude bestehen. Dank des neuen Unter­stan­des wurde die Wirkung gestärkt. Nebst den Sanie­rungs­ar­bei­ten zwecks Siche­rung und Stär­kung der Bausub­stanz wurde ein einheit­li­ches Boden­ni­veau herge­stellt. Zuvor verlief dieser schräg zum Hang und wies ein Gefälle von 60 cm auf. Dadurch ist die Berg­trotte nun durch­ge­hend roll­stuhl­gän­gig. Der grösste Eingriff war es, die Baum­t­rotte neu zu plat­zie­ren. Bisher war diese in einer Ecke im Innern der Berg­trotte plat­ziert, kaum zugäng­lich für die Öffent­lich­keit. Sie erhielt einen promi­nen­ten Platz im Aussen­be­reich beim Trot­ten­hof.

Ein eindrücklicher Fachwerkbau: Die Bergtrotte von innen mit der Galerie. © SPPA Architekten
Grundriss © SPPA Architekten

Verbin­dung von Alt und Neu

Die Restau­rie­rungs­ar­bei­ten an der alten Trotte erlaub­ten es, dass alte und neue Bauteile verschmel­zen. Das Resul­tat wird beson­ders in den bauli­chen Über­gän­gen und den erneu­er­ten Einbau­ten in der alten Trotte sicht­bar. Hier über­la­gern sich die beiden Mate­rial- und Formen­spra­chen und bilden einen kontrast­rei­chen Über­blick. Die Origi­nal­rück­wand zieht sich mehr oder weniger durchs ganze Gebäude und bildet so die Schnitt­stelle zwischen Alt und Neu. Teil­weise musste die alte Mauer mit Spritz­be­ton gefes­tigt werden, da sie in einem schlech­ten Zustand war. Es ist ein zentra­ler Erschlies­sungs­gang entlang der alten Rück­wand entstan­den. Die unter­schied­li­chen Räume vom alten und neuen Teil sind flexi­bel zusam­men­schalt­bar und durch den Erschlies­sungs­gang unab­hän­gig bedien­bar.

Die Originalrückwand bildet die Schnittstelle zwischen Alt und Neu. © SPPA Architekten

Würdi­gung des scho­nen­den Umgangs mit Kultur­gut

Schüpbach, Hans (2019).
Umnutzung der Bergtrotte in Osterfingen in Forum Weinbau und Kulturgüterschutz, Ausgabe 31. Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS.

Hans Schüp­bach, stv. Chef Kultur­gü­ter­schutz im Bundes­amt für Bevöl­ke­rungs­schutz würdigte den Umbau als sehr gelun­gene Umset­zung hinsicht­lich einer Bewah­rung des Kultur­gu­tes auch für kommende Gene­ra­tio­nen. Er unter­streicht, dass Baudenk­mä­ler geschützt und erhal­ten werden müssen – aber ohne zeit­ge­mässe Nutzung laufen sie Gefahr, allmäh­lich zu zerfal­len. Deshalb sei eine Umnut­zung oft eine viel­ver­spre­chende Möglich­keit, zwei Fliegen auf einen Schlag zu treffen.

Auch bei der Berg­trotte sei dies gemäss Schüp­bach gelun­gen: Die ehema­lige Funk­tion als Ort der Wein­pro­duk­tion könne im neuen Zentrum für lokale Weine sowie als Restau­rant thema­tisch ideal weiter­ge­führt werden. Die neu ange­bau­ten Even­träume würden dank der nord­sei­tig und unter­ir­disch in den Hang einge­bau­ten Lage, wo ledig­lich die Ober­lich­ter aus dem Boden ragen, die land­schaft­li­che Gesamt­wir­kung kaum beein­träch­ti­gen.

Aus alten und neuen Bauten ist in der Tat ein neues, harmo­ni­sches Gesamt­bild entstan­den.

Hans Schüpbach, Stv. Chef Kulturgüterschutz

Besit­zer der Berg­trotte

Trotz des statt­li­chen Alters von über 400 Jahren gab es nur fünf Besit­ze­rin­nen und Besit­zer. Die Besitz­wech­sel läute­ten jeweils unter­schied­li­che, prägende Phasen ein.

Fischer, Markus (August 2009).
Sicher­stel­lungs­do­ku­men­ta­tion Berg­trotte Oster­fin­gen. Gemeinde Wilchingen.

1584

Stadt Schaff­hau­sen

Die Stadt Schaff­hau­sen erbaute die Trotte und war mehr als 200 Jahren deren Eigen­tü­me­rin. 1800 hoben poli­ti­sche Umwäl­zun­gen die Herr­schafts­ver­hält­nisse der Stadt auf.

1801

Lokale Rebleute

Von 1801 an war die Trotte im Besitz von Einhei­mi­schen. 1930 teilten sich 6 Besit­zer die Trotte, wobei Georg Stoll z. Hirschen mit 512 den gröss­ten Anteil besass. 1934 teilte sich dieser mit seinem Sohn Erwin Stoll-Guyer die Trotte jeweils hälftig.

1942

Allein­be­sit­zer Erwin Stoll

Ab 1942 war Erwin Stoll-Guyer allei­ni­ger Besit­zer. Er nutzte die Berg­trotte nur noch als Remise.

1962

Rebbau­ge­nos­sen­schaft Oster­fin­gen

1962 konnte der dama­lige Präsi­dent der Rebbau­ge­nos­sen­schaft, Jakob Richli (1905–1990), den Besit­zer vom Verkauf an die Genos­sen­schaft über­zeu­gen. Diese erwarb die Trotte für 10’000 Franken.

2011

Stif­tung Berg­trotte

Die Stif­tung Berg­trotte Oster­fin­gen über­nahm 2011 die Liegen­schaft. Zweck der Stif­tung ist die Bewah­rung der Trotte als Kultur­gut – die Über­nahme war aber auch eine wich­tige Voraus­set­zung für die geplante Sanie­rung und den Ausbau zu einem kultu­rel­len und touris­ti­schen Begeg­nungs­zen­trum.


Ein Kultur­gut von natio­na­ler Bedeu­tung

Die «Trotte Oster­fin­gen» ist gemäss Kultur­gü­ter­schutz-Inven­tar der Schwei­ze­ri­schen Eidge­nos­sen­schaft von 2021 ein Objekt von natio­na­ler Bedeu­tung (A-Objekt) und im Inven­tar der Gemeinde Wilchin­gen (Inv.-Nr. 04362).

Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS (Oktober 2021).
Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler und regionaler Bedeutung. Online abgerufen am 01.11.2023.

Denkmalpflege Kanton Schaffhausen (9. Juli 2010).
Denkmalpflegerisches Erhaltungskonzept Bergtrotte Osterfingen. Denkmalpflege Schaffhausen.

Denk­mal­pfle­ge­ri­sche Würdi­gung

Bereits 1986 wurde Oster­fin­gen im «Inven­tar der schüt­zens­wer­ten Orts­bil­der der Schweiz (ISOS)» als Muster­bei­spiel einer intak­ten Ortschaft mit naht­lo­sem Über­gang zum bewirt­schaf­te­ten Nahbe­reich und zu einer unbe­rühr­ten Land­schaft im Wangen- und Oster­fin­ger­tal vorge­stellt. Sie gehört zu den geschütz­ten Land­schaf­ten von natio­na­ler Bedeu­tung. Die Berg­trotte Oster­fin­gen ist das eigent­li­che Wahr­zei­chen des Dorfes Oster­fin­gen.

Im Rahmen des im Jahr 2010 erstell­ten denk­mal­pfle­ge­ri­sches Erhal­tungs­kon­zept hält die Denk­mal­pflege Schaff­hau­sen fest:

«Die an der Sonnen­halde über Oster­fin­gen stehende, früh­neu­zeit­li­che Berg­trotte ist nicht nur das eigent­li­che Wahr­zei­chen von Oster­fin­gen, sondern sie bildet zusam­men mit ihrer ursprüng­li­chen Umge­bung, dem Wein­berg, ein kultur­land­schaft­li­ches Ensem­ble von grosser Bedeu­tung. Als wich­ti­ger Vertre­ter der herr­schaft­li­chen Zwing­trotte und aufgrund ihres teil­weise noch aus dem 16. Jahr­hun­dert stam­men­den Rohbaus kommt ihr ein hoher Eigen­wert zu. Bemer­kens­wert ist ihre statt­li­che Grösse, die von ihrer eins­ti­gen Bedeu­tung als obrig­keit­li­cher Bau zeugt. Aufgrund ihrer einma­li­gen, stark expo­nier­ten Lage inmit­ten der Oster­fin­ger Rebberge prägt die Berg­trotte das Orts­bild entschei­dend mit. Als typo­lo­gisch, bauge­schicht­lich und orts­bau­lich wich­ti­ges Kultur­ob­jekt und als wich­ti­ger Zeuge der Klett­gauer Rebbau­kul­tur ist der Berg­trotte eine grosse Bedeu­tung beizu­mes­sen.»

Was bewirkt Kultur­gü­ter­schutz?

Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS (Oktober 2021).
Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler und regionaler Bedeutung. Online abgerufen am 01.11.2023.

Kultur­gü­ter sollen im Falle eines bewaff­ne­ten Konflikts, bei Kata­stro­phen und in Notla­gen beson­ders geschützt werden. Dabei wird zwischen soge­nann­ten A-Objek­ten (natio­nale Bedeu­tung) und B-Objek­ten (regio­nale Bedeu­tung) unter­schie­den.

Die Zerstö­rung unschätz­ba­rer Kultur­gü­ter während des Zweiten Welt­kriegs veran­lasste 1954 die Mitglied­staa­ten der Orga­ni­sa­tion der Verein­ten Natio­nen für Erzie­hung, Wissen­schaft und Kultur (UNESCO), das Haager Abkom­men für den Schutz von Kultur­gut bei bewaff­ne­ten Konflik­ten und das Erste Proto­koll zu verab­schie­den. Diese Rechts­in­stru­mente, die 1962 von der Schweiz rati­fi­ziert wurden, legen die beiden wich­tigs­ten Grund­sätze für den Schutz von Kultur­gü­tern fest: die Siche­rung in Frie­dens­zei­ten und die Respek­tie­rung im Falle eines bewaff­ne­ten Konflikts. Das Zweite Proto­koll von 1993 empfiehlt die Erstel­lung von Verzeich­nis­sen als Schutz­mass­nahme. Die Schweiz setzt ihre inter­na­tio­nale Verpflich­tung durch das Bundes­ge­setz über den Schutz der Kultur­gü­ter bei bewaff­ne­ten Konflik­ten, bei Kata­stro­phen und in Notla­gen um.