Der Wein hat seit Jahrhunderten eine wichtige Bedeutung für Schaffhausen. Er prägt die Landschaft und das kulturelle Leben.
Weinbau in Schaffhausen
Seit dem 12. Jahrhundert wird in Schaffhausen Wein angebaut und gekeltert. Die Schaffhauser Weinkultur ist sogar UNESCO Weltkulturerbe.
Grütter, D. (Juni 2018). Lebendige Traditionen: Schaffhauser Weinkultur. Bundesamt für Kultur BAK.
Eingebettet in die Hügellandschaft westlich von Schaffhausen liegt der Klettgau, Schaffhausens bedeutendstes Weinbaugebiet. Seine tonhaltigen Kalkböden, ein mildes Klima, wenig Niederschläge und viel Sonne bieten optimale Bedingungen für den Anbau der Blauburgundertraube. Malerische Ortsbilder, ausgedehnte Weinberge, Rebhäuschen und Trotten prägen noch heute das Erscheinungsbild dieser Kulturlandschaft.
Das Klima wird massgeblich durch den nahen Schwarzwald geprägt. Die besondere Topografie mit den unterschiedlichen Bodentypen und mikroklimatischen Einflüssen ermöglicht seit dem Mittelalter die Kultivierung der Rebpflanze. Die ersten Nachrichten über den Weinbau im Kanton Schaffhausen datieren aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.
Mit dem Weinbau verbunden ist eine Vielzahl von Winzerfesten. Zwischen Anfang September und Anfang Oktober werden in den sechs grossen Weinbaugemeinden Hallau, Wilchingen-Osterfingen, Siblingen, Löhningen, Gächlingen und Trasadingen Herbstfeste gefeiert, die zusammen bis zu 50’000 Besucherinnen und Besucher in ihren Bann ziehen.
Die Sendung «Landwirtschaftliche Rundschau» befasste sich ab 1959 mit den Fortschritten und den Herausforderungen der Landwirtschaft. Im November 1961 befasste sich die Sendung mit dem Weinbau. Stellvertretend wurde die Herstellung der Volg-Weine vorgestellt. Die hierfür verwendeten Trauben wurden grösstenteils im Schaffhauser Klettgau angebaut. Es sind spannende Einblicke in eine Zeit, in der das «Herbschten» noch geprägt war von viel Handarbeit. Aber schon damals gab es zur Stärkung Herbstschüblig, Bauernbrot und ein Schluck Wein oder Traubensaft (für die jüngeren Helferinnen und Helfer).
Wein in Zahlen
Schaffhausen besitzt eine jahrhundertealte Tradition des Reb- und Weinbaus und ist nach Zürich der zweitgrösste Deutschschweizer Weinbaukanton.
Schaffhauser Blauburgunderland. Blauburgunderland.
Online abgerufen am 14.12.2023.
Landwirtschaftsamt des Kantons Schaffhausen Fachstelle Rebbau (März 2023). Bericht über den Weinbau in den Kantonen Schaffhausen und Thurgau. Kanton Schaffhausen.
Statista (April 2023). Rebfläche in der Schweiz nach Kantonen im Jahr 2022.
Online abgerufen am 10.11.2023.
20
Weinbaugemeinden
19
Weinkellereien
500
Winzerinnen und Winzer
15 Mio.
Franken Traubenumsatz pro Jahr
Die Geheimnisse des Schaffhauser Weins
Das milde, trockene Klima und die kalkreichen, nährstoffreichen Böden schenken Schaffhausen fruchtige, würzige und elegante Blauburgunder.
Schaffhauser Blauburgunderland. Blauburgunderland.
Online abgerufen am 14.12.2023.
Mildes Klima …
Schaffhausen ist die Heimat des Blauburgunders – hier findet die Sorte optimale Bedingungen vor. Diese liebt zum einen das gemässigte, eher kühle Klima; nicht zu regnerisch, aber auch nicht zu trocken soll es sein. In Schaffhausen findet sie exakt diese Bedingungen. Der nahe Schwarzwald, der Randen und der Reiat spenden Wind- und Regenschatten. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf ideale 800 bis 900 Millimeter. Die Sonne begleitet das Wachstum mit freundlicher Gelassenheit. Die Nebelbildung ist gering, was im Herbst ein Vorteil bei der Ausreifung der Trauben ist.
… und Böden wie im Burgund
Der Blauburgunder gedeiht zum anderen besonders gut auf kalkreichen, nicht zu schweren, durchlässigen, nährstoffreichen Böden. Dann bildet er die gehaltvollen, mineralischen Weine mit verführerischer Fruchtigkeit aus. Die Rebberge von Schaffhausen bieten in der Mehrheit genau diese Voraussetzungen. Vor 50 000 Jahren mäanderte der Rhein durch den Klettgau, das bedeutendste Anbaugebiet des Kantons, und hinterliess Kalke und Tone, die als Schotter liegenblieben. Die Bodenverhältnisse ähneln damit jenen des Burgunds, dessen Pinot Noirs das Mass der Dinge sind.
Die vier Regionen
Es werden vier Regionen unterschieden: Das Klettgau ist mit 389 Hektar das grösste Weinbaugebiet. Im Nordosten stehen in Schaffhausen und dem Reiat 28 Hektar. Die Gemeinden Buchberg und Rüdlingen, die als Exklave von Deutschland und dem Kanton Zürich umgeben sind, verzeichnen 33 Hektar, und in den steilen Reblagen in Stein am Rhein ist die Anbaufläche 32 Hektar gross.
Klettgau
Schaffhausen & Reiat
Buchberg / Rüdlingen
Stein am Rhein
Schaffhauser Weine in der Bergtrotte
Nirgends gibt es so viele Schaffhauser Weine zum Verkosten wie in der Bergtrotte Osterfingen. Über 70 Weine von rund 25 Winzerinnen und Winzer sind es an der Zahl. Entdecken Sie die Fülle des Blauburgunderlandes!
Möchte man die unterschiedlichen Lagen, Trauben und Winzer des Blauburgunderlandes probieren und vergleichen, so ist man in der Bergtrotte genau richtig.
Jeden Monat finden Sie eine neue Auswahl an Weiss- und Rotweinen im Offenausschank aus dem Oenomaten.
Die Weine können aber nicht nur probiert, sondern auch direkt gekauft werden. Im Restaurant ist ein Weinshop integriert.
2002 wurde der Schaffhauser Wein neu positioniert: Rebbauern, Weinproduzenten und der Branchenverband «Schaffhauser Wein» riefen das «Schaffhauser Blauburgunderland» ins Leben.
Grütter, D. (Juni 2018). Lebendige Traditionen: Schaffhauser Weinkultur. Bundesamt für Kultur BAK.
Vereint als Schaffhauser Blauburgunderland tritt man gemeinsam auf, stärkt die Weinmarke Schaffhausen und tauscht sich aus. Ziel ist es, die Qualität der Weine zu fördern und zu verbessern, den Schaffhauser Wein neu und attraktiv zu positionieren sowie die Region und die Weinvielfalt einheitlich zu vermarkten. Dem «Schaffhauser Blauburgunderland» gehören 19 Kellereibetriebe, 19 grössere Wein-Selbstvermarkter sowie über 500 Winzer und Freizeitwinzer an.
Doch wie kam es zum Name «Blauburgunderland»? Nirgends in der Schweiz wird so viel Blauburgunder angepflanzt wie im Norden des Landes. Insgesamt beträgt der Anteil der Sorte an der Gesamtrebfläche dreissig Prozent – in Schaffhausen sind es fast siebzig Prozent. Der Branchenverband Schaffhauser Wein hat deshalb trefflich gehandelt, als er 2002 die Rebberge des Kantons zum «Blauburgunderland» proklamierte.
Landwirtschaftsamt des Kantons Schaffhausen Fachstelle Rebbau (März 2023). Bericht über den Weinbau in den Kantonen Schaffhausen und Thurgau. Kanton Schaffhausen.
Regionaler Naturpark Schaffhausen; Denkmalpflege Kanton Schaffhausen (2. September 2021). Unser Kulturerbe – Baukultur im Regionalen Naturpark Schaffhausen: Osterfingen.
Online abgerufen am 23.01.2024.
Das Dorf Osterfingen liegt in einem Seitental des Schaffhauser Klettgau. Das Ortsbild ist geprägt durch seine typischen Schaffhauser Bauerngärten. Ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sich Osterfingen entlang des Haartelbachs. Dieser wurde schrittweise zugedeckt; Osterfingen wurde so zu einem rund 800 Meter langen Strassendorf, eingebettet zwischen zwei beinahe unverbauten Hängen.
Die Lage abseits einer Durchgangsstrasse war in wirtschaftlicher Hinsicht ein erheblicher Nachteil. Osterfingen konnte im Mittelalter sein Territorium nicht erweitern und musste ab Mitte des Jahrhunderts zahllose ärmere Familien einem ungewissen Schicksal in Brasilien oder Nordamerika überlassen. Während 130 Jahren wies Osterfingen als einzige Schweizer Gemeinde bei jeder Volkszählung eine rückläufige Einwohnerzahl aus; bis 1980 ging diese zurück.
Doch ein Vorteil hatte das Dorf schon immer: Dank der windgeschützten Tallage und der ausladenden und steilen Hängen war das Gebiet prädestiniert für den Anbau von Wein. Gemeinsam mit dem Abbau von Eisenerz auf dem Südranden sicherte sich das Dorf ein bescheidenes Einkommen. Für ein nennenswertes Wachstum war der Platz jedoch zu knapp bemessen.
Der 1584 – ein spezieller Wein aus Osterfingen
Das ist das Baujahr der Bergtrotte, und so heisst auch der trotteneigene Wein. Er läuft zwar nicht von der historischen Presse, welche heute prominent im Trottenhof steht, doch ist er wie die Bergtrotte ein Osterfinger Original.
Vier Winzer aus dem Ort – das Weingut Lindenhof, die Weinkellerei zum Hirschen, die Weingüter Stoll und Bad Osterfingen – keltern zusammen diese Cuvée. Die Rebsorte: Blauburgunder, auch Pinot Noir genannt; schliesslich liegt Osterfingen im Schaffhauser Blauburgunderland. Einen Tropfen mit Charme und Charakter, passend zu den regionalen Spezialitäten, welcher zum Teilen anregt und Weinkennern wie Einsteigern schmeckt. Und genau so ist er geworden: ungemein duftig, mit dem pinot-typischen Kirsch- und Erdbeeraroma, am Gaumen weich und füllig, mit einem Hauch Restsüsse, ausbalanciert von einer eleganten Herbe.
Zu haben ist er flaschen- und glasweise im Restaurant der Bergtrotte, in der Vinothek der Bergtrotte sowie bei den beteiligten Winzern.
Reblagen
Weine aus Osterfingen
Der Rebbau besitzt für Osterfingen nach wie vor eine grosse Bedeutung. Insgesamt fünf Weinkellereien gibt es in Osterfingen. Beeindruckend, wenn man sich die Grösse von Osterfingen vorstellt – denn der Ortsteil der Gemeinden Wilchingen zählt nur 370 Einwohnerinnen und Einwohner!
Die modern ausgerüstete Weingüter tragen mit ihren Produkten den Namen der Gemeinde über die Kantonsgrenzen hinaus.
Die Rebbaugenossenschaft Osterfingen nimmt eine wichtige Rolle im Dorf ein. Einerseits ist sie mit knapp 40 Mitgliedern einer der grössten Vereine im Dorf, andererseits ist der Austausch auch noch heute unabdingbar, um hochstehenden Wein produzieren zu können.
Stoll, Jakob (25. Januar 2024). Interview Jakob «Vino» Stoll.
Gründung
Die Rebbaugenossenschaft Osterfingen entstand nach der Rebbergzusammenlegung im Jahr 1932. Die Melioration Flüe-Vorderberg diente als Vorbild für weitere Zusammenlegungen im gesamten Kanton und der Deutschschweiz. Ziel war es, durch eine gerechte Verteilung der Böden die Basis für einen wirtschaftlichen Rebbau zu ermöglichen. Durch Erbteilungen wurden die Böden so kleinteilig, dass kein Verdienst mehr für einzelne Personen und Familien möglich war. Darunter litt das gesamte Dorf, nicht selten waren Familien gezwungen, gar auszuwandern.
Aufgaben
Die Rebbaugenossenschaft Osterfingen sorgt sich für eine stetige Weiterbildung ihrer Mitglieder, ermöglicht den Austausch mit anderen Fachstellen und dem Kanton und koordiniert wichtige Massnahmen im Rebberg wie die Schädlingsbekämpfung.
Weiter sorgt sie sich für die Vermarktung der eigenen Weine. Sie organisiert etwa die jährlichen Messeauftritte, traditionell sind die Osterfinger Weine an der Glarner Messe vertreten. Mit einem Stand, aber auch in der Festwirtschaft.
Hüterin der Bergtrotte
1962 kaufte die Rebbaugenossenschaft die Bergtrotte von Erwin Stoll ab. Anschliessend folgten aufwendige Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten. Jahr für Jahr wurden in dieser Anlässe wie das Trottenfest oderdie Wiiprob veranstaltet. Aber auch als Mietobjekt war die Bergtrotte beliebt – sei es für private Hochzeiten, Veranstaltungen oder TV-Aufzeichnungen. Dies brachte einiges an Administrationsaufwand mit sich, welche die Rebbaugenossenschaft in Fronarbeitsstunden erledigte. Bis 2011, als die Bergtrotte an die Stiftung verkauft wurde.
Der Trottzwang
Die Herstellung von Wein war einst stark von der Obrigkeit kontrolliert – und liess sich diese fürstlich bezahlen. In den Schaffhauser Nachrichten beschrieb 1984 Kurt Bächtold, Journalist bei den Schaffhauser Nachrichten und Präsident des Historischen Vereins sowie Leiter der Stadtbibliothek Schaffhausen, den sogenannten «Trottzwang».
Bächtold, Kurt (21. Juli 1984). Vierhundert Jahre Bergtrotte Osterfingen. Schaffhauser Nachrichten.
«Als 1411 die Handwerker und Zunftherren ans Ruder kamen, begriffen sie vollständig die Bedeutung des Weinbaus. Während Jahrhunderten war der Wein Schaffhausens Hauptexportprodukt und spielte in der Ökonomie der kleinen Republik eine hervorragende Rolle. Entsprechende Institutionen wurden ins Leben gerufen. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zogen die Weinsinner von Keller zu Keller und prüften die Weine auf ihren Zustand und die Gefässe auf ihre Sauberkeit. Die Eichung wurde obrigkeitlich reglementiert. Es entstand das Amt der Rebschauer, die zu Stadt und Land die Arbeiten in den Rebbergen und die Weinlese kontrollierten. Die heutigen Kontrollen sind nichts Neues, sondern eine Rückkehr zu alten Gebräuchen nach einer für den Weinbau nicht vorteilhaften Epoche des liberalen Laissez aller, laissez faire!
Im Jahre 1563 entschloss sich die Regierung zu einem weiteren Schritt. Sie erliess ein Reglement für die Trottknechte und verfügte, dass diese im ganzen Schaffhauser Herrschaftsgebiet einen jährlichen Eid zu schwören hätten. Sie wurden staatliche Beamte und mussten geloben, vor allem das Wässern des Weines und das Fälschen mit Holunderbeeren und andere Praktiken zu verhindern. In den Trotten wurden nicht nur Trauben gepresst und Geräte für den Rebbau versorgt, sie dienten auch zu gesellschaftlichen Zwecken, für Festlichkeiten und Trinkgelage. Darum der Befehl an die Trottknechte, in den Trotten keine Zechereien zuzulassen und Frauen den Zutritt zu verwehren. Die Vorschriften gingen bis zum Verbot, Unschlitt, Wachs und Schmär, die zur Beleuchtung dienten, zu verschwenden oder mit nach Hause zu nehmen.
Als das Dorf Osterfingen an die Stadt Schaffhausen überging, war die Bergtrotte baufällig geworden. Ihr Neubau fällt in eine Zeit der Ausdehnung des Rebareals, das nördlich der Alpen um 1600 seine grösste Ausdehnung erreichte. Wenn wir in den Ratsprotokollen des Jahres 1584 nachblättern, stossen wir recht häufig auf den Befehl an die beiden Holzherren, Anton Speissegger und Ludwig Buggi, Holz aus den städtischen Waldungen für Trottenbauten oder Erweiterungen bereitzustellen. Es waren in der Regel massive Ständerbauten mit Blockfüllung, seit dem 17. Jahrhundert Fachwerk- oder Riegelbauten.
Für Osterfingen finden wir im Ratsprotokoll einen aufschlussreichen Eintrag unter dem 30. März 1584. An diesem Tag gab der Kleine Rat dem Säkkelmeister Jakob Hünerwadel und dem Statthalter Hans Jakob Ziegler den Auftrag, die Trotte des Hans Stoll «zu myner Herren Händen zu ziehen» und mit der sich bereits in städtischem Besitz befindlichen Bergtrotte zu vereinen. «Und solle fürohin von niemand mehr kain Trotte zu Osterfingen gebuwen werden», es sei denn mit Bewilligung der Obrigkeit. Sinn und Absicht dieses Ratsbeschlusses sind klar. So wie heute die Eidgenössische Alkoholverwaltung private Brennhäfen aufkauft und um der Kontrolle willen ein Staatsmonopol beansprucht, suchte der Schaffhauser Kleine Rat alle Trotten in seine Hand zu bringen. Für Trottenbauten bedurfte es einer Konzession.
Ihr Ziel, sämtliche Trotten in ihre Hand zu bekommen, hat die Schaffhauser Obrigkeit auch in Osterfingen nicht erreicht, sei es, weil die Untertanen die unerwünschte Monopolisierung zu verhindern wussten, sei es, weil zu Zeiten das Geld dazu fehlte. Wir erfahren aus den Akten, dass die Regierung im Jahre 1739 die Trotte des Kaspar Stoll vergeblich zu kaufen versuchte. Aus dem Jahr 1755 liegt ein Schreiben des Landvogts von Neunkirch vor, das den Kleinen Rat auf die günstige Gelegenheit zum Erwerb der Stokar-Trotte aufmerksam machte, weil der Eigentümer in Schulden geraten sei. Auch den vollständigen Trottzwang vermochten die gnädigen Herren nicht durchzusetzen. Fast jeden Herbst ging ein Mandat nach Osterfingen und in die anderen Weinbaugemeinden mit dem Verbot, die Trauben in Privathäuser zu bringen und dort selber zu pressen, was dem Fälschen und Färben Vorschub leiste. Auch der Trottknecht musste 1679 ernsthaft ermahnt werden, seine Pflichten besser zu erfüllen, seine Frau und die Verwandten nicht in die Trotte zu lassen und keinen Wein für sich auf die Seite zu tun.
Selbst an der alten Trotte im Osterfinger Rebberg gingen die tiefgreifenden Umwälzungen im Zeitalter der Französischen Revolution nicht ohne Spuren vorüber. Mit anderen Privilegien der Stadt fiel auch der Trottzwang dahin. Wie die Landvogteischiösser gingen Mühlen, Trotten, Walken, Hanfreiben und andere Institutionen in private Hände über. In den Besitzesverhältnissen an unserer Bergtrotte trat eine kaum überblickbare Zersplitterung ein, da zahlreiche Dorfbürger ihren Anteil erwarben. Mit der Reduktion des Schaffhauser Rebareals durch Reblausschäden, den Import billiger Fremdweine und vollends nach dem Aufkommen moderner Pressverfahren wurden die meisten Trotten aufgegeben, ihrem Zweck entfremdet, dem Zerfall überlassen und abgerissen. Es mutete wie ein Wunder an, dass die Osterfinger Bergtrotte, deren Unterhalt doch immer wieder enorme Summen erforderte, erhalten blieb.»